Der Markt für R&D-Services wächst

13.07.2007
Vor allem das Auslagern von umfassenden Leistungspaketen im Bereich Forschung & Entwicklung liegt im Trend.

Immer mehr Unternehmen arbeiten auch im Bereich Forschung und Entwicklung mit externen Partnern zusammen. Einer Studie der Beratungsfirma Lünendonk zufolge geht der Trend dabei zu Wertschöpfungspartnerschaften, wie sie sich etwa in der Automobilindustrie zwischen Herstellern und Zulieferern etabliert haben: Große Anbieter positionieren sich als Gesamt-Dienstleister von Research&Development-Services (R&D), und erbringen im Kundenauftrag umfassende Leistungen - von der Innovationsberatung über das Produktdesign, Software- und Hardware-Entwicklung und Test Engineering bis hin zur Systemintegration und After-Sales-Services.

Ein Anwender, der zusammenhängende Leistungen an einen einzelnen Anbieter vergibt, profitiert von einem geringeren Aufwand für die Provider-Steuerung sowie von Kostenvorteilen durch den Zugriff auf internationale Entwicklungs- und Test-Ressourcen, argumentiert Hartmut Lüerßen, Geschäftsführer der Lünendonk GmbH. "Dabei übernehmen die Anbieter auch mehr unternehmerisches Risiko, was zu echten Mehrwertpartnerschaften führen kann"

R&D-Services werden vor allem von Unternehmen aus der Automobil- sowie Luft- und Raumfahrtindustrie sowie von Netzbetreibern nachgefragt. Die Abgrenzung von den zum Teil verwandten klassischen IT-Services und deren Anbietern erfolgt in erster Linie über den Einsatzbereich: R&D-Services beziehen sich auf die Entwicklung von Produkten des Auftraggebers. Die fertige Lösung verbleibt also nicht beim Anwender, sondern wird an den Endkunden weiterverkauft - oft als Teilprodukt zusammen mit dem Gesamtprodukt. IT-Services-Anbieter dagegen digitalisieren und optimieren die Prozesse des Auftraggebers. Die fertige Lösung wird nicht weiterverkauft.

Zusätzlich zum Methoden- und Werkzeug-Wissen muss ein R&D-Serviceanbieter über fundierte Branchenkompetenzen verfügen. Angesichts der steigenden Komplexität der Systemkomponenten sollten die Technikberater und Entwicklungsspezialisten zudem ein ausgeprägtes Know-how der Gesamtprodukte und ihrer Einsatzumgebungen mitbringen.

Die R&D-Anbieterlandschaft ist sehr heterogen. Das Spektrum reicht von kleinen Ingenieurbüros mit nur zwei oder drei großen Auftraggebern über spezialisierte Zeitarbeitsunternehmen wie Bindan oder Yacht bis hin zu branchenübergreifend aufgestellten IT-Dienstleistern wie ESG oder T-Systems. Nur wenige Anbieter sind jedoch bisher in der Lage, komplexe R&D-Prozesse komplett zu übernehmen, da dies ein langjährig gewachsenes Vertrauen des Anwenders voraussetzt. Gute Chancen in Deutschland haben laut Lünendonk unter anderem Tochtergesellschaften großer internationaler Anbieter wie TietoEnator oder Altran. Auch Near- und Offshore-Anbieter drängen zunehmend in den Markt.

Da der Markt für R&D-Services wächst, die Zahl der Spezialisten aber begrenzt ist, gehen die Lünendonk-Experten mittelfristig von einer zunehmenden Konsolidierung sowohl in Deutschland als auch weltweit aus. Bereits heute sind tausende Ingenieursstellen in Deutschland unbesetzt. Und aktuellen Prognosen zufolge wird sich der derzeitige Fachkräftemangel in Zukunft noch weiter verstärken. (sp)