Europa im Outsourcing-Hoch

13.07.2007
Die Marktbeobachter von TPI verzeichnen in der ersten Jahreshälfte 2007 im Vergleich zum Vorjahr 78 Prozent mehr europäische Outsourcing-Deals.

Die Nachfrage nach Outsourcing in Europa ist in der ersten Jahreshälfte 2007 im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Erhebung, die das Sourcing-Beratungsunternehmen TPI vierteljährlich betreibt. Der Gesamtwert der neuen Outsourcing-Verträge mit einem Mindestvolumen von 40 Millionen Euro stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2006 um 78 Prozent. Insgesamt zählte TPI 12,3 Milliarden Euro, die in Rahmen von Neugeschäften vereinbarten wurden. Das bedeutet eine erhebliche Erholung nach dem relativ schwachen europäischen Outsourcing-Markt im letzten Jahr und eine Steigerung um 23 Prozent in den letzten fünf Jahren. "Die Länder auf dem europäischen Kontinent haben sich nur zögerlich dem Outsourcing zugewandt, wodurch dies ein Markt mit riesigem Wachstumspotenzial bleibt", erläuterte Bernd Schäfer, Partner und Area Managing Director TPI Deutschland. "Vor fünf Jahren fanden in der Region lediglich zwölf Prozent der globalen Outsourcing-Deals statt. Inzwischen hat Kontinentaleuropa seinen Anteil auf dreißig Prozent fast verdreifacht."

Europas Aufschwung wurde vor allem durch eine Konzentration von "Megadeals" vorangetrieben. Diese Deals, deren Umfang jeweils 800 Millionen Euro übersteigen, machen 44 Prozent der bisherigen Neugeschäfte im europäischen Outsourcing-Markt 2007 aus. Zwei Drittel der weltweit vergebenen an Megadeals wurden in Europa vereinbart. In den vergangenen fünf Jahren waren es durchschnittlich 39 Prozent.

Anbieterlandschaft verändert sich

Neben der Dominanz europäischer Anwenderunternehmen ist die deutlich veränderte Anbieterlandschaft eine bemerkenswerte Entwicklung. Am deutlichsten zeigt sich dies im Markt für das Outsourcing von Netzwerken. Hier gab es zuletzt einige Megadeals, die erfolgreiche Service-Provider in der Liste der größten Anbieter nach oben katapultierten. So belegt etwa British Telecom (BT) heute weltweit den Rang zwei, nachdem TPI die Briten im vergangenen Jahr noch auf Rang 13 führten. Alcatel-Lucent und Ericsson liegen auf Platz fünf beziehungsweise sechs, im Vorjahr mussten sie sich noch mit Platz 15 und elf begnügen. AT&T erreicht mit Rang zehn erstmals die Liste der 15 größten Anbieter.

Auch die Global Big Six unter den IT-Dienstleistern (Accenture, ACS, CSC, EDS, HP und IBM) haben gelitten. Sie dominieren zwar weiterhin den Markt, mussten jedoch kräftige Einbussen bei den Marktanteilen hinnehmen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnten sie zehn Prozent des Vertragsvolumens der Megadeals gewinnen, in den letzten vier Jahren waren es hingegen durchschnittlich 63 Prozent. Die Big Five Europe (Atos Origin, BT, Capgemini, Siemens und T-Systems), die bei der laufenden Bereitstellung von Outsourcing-Services in Europa dominieren, gewannen 27 Prozent der Megadeals, nach nur 16 Prozent in den letzten fünf Jahren.

Auch im Geschäft mit kleineren Abschlüssen verläuft die Entwicklung zu Ungunsten der großen Anbieter. Hier haben die weltweit größten sechs IT-Dienstleister in den vergangenen vier Jahren 22 Prozent Marktanteile verloren.

Während es in Europa eine starke Nachfrage nach Outsourcing-Services gibt, läuft das Geschäft weltweit weniger gut. Insgesamt wurden Neugeschäfte in Höhe von 22,6 Milliarden Euro abgeschlossen. Das bedeutet zwar eine Steigerung um sechs Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum 2006, aber eine Verringerung um 13 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre. "Wir glauben, dass die Abschwächung dadurch verursacht wird, dass einige Kundenorganisationen ein Offshoring an 100-prozentige Tochtergesellschaften oder die taktische Auslagerung kleiner, diskreter Prozesse als Alternative zum Outsourcing erwägen, um kurzfristige Kosteneinsparungen zu realisieren", sagte Schäfer. Generell gewinnt das Offshoring an Bedeutung. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben 59 Prozent der Deals, bei denen TPI als Berater tätig war, zumindest teilweise Offshore-Leistungen umfasst. Das ist der bislang höchste von TPI gemessene Wert. (jha)

Mehr zum Thema:

Was geht im IT-Servicemarkt vor?

IT-Dienstleister in Europa: Akquisitionsziele für Inder und den USA

Gartner prognistiziert fünf Prozent Wachstum im deutschen Servicemarkt