Indien wird Capgeminis größter Standort

25.05.2007
Zum Jahresende beschäftigt der IT-Dienstleister in Indien mehr Mitarbeiter als im Heimatland Frankreich.

Zurzeit ist das französische Geschäft gemessen an der Mitarbeiterzahl die größte Dependance des weltweit tätigen IT-Dienstleisters. Im Heimatmarkt beschäftigt Capgemini 19.000 Mitarbeiter, in Indien sind es zurzeit noch 15.000. Doch das Verhältnis wird sich schnell verschieben. Bis Jahresende plant Capgeminis Indien-Chef Salil Parekh weitere 4000 neue Stellen auf dem Subkontinent zu schaffen. Bis zum Jahr 2010 sollen es 40.000 Experten sein. Der Großteil wird im Geschäftsbereich IT-Services tätig sein, der Rest soll im BPO-Geschäft (Business Process Outsourcing) Arbeit finden.

Salil Parekh, CEO Capgemini India, möchte jeden Monat 1.000 neue Mitarbeiter in Indien einstellen.
Salil Parekh, CEO Capgemini India, möchte jeden Monat 1.000 neue Mitarbeiter in Indien einstellen.
Foto: Salil Parekh

Auch andere IT-Dienstleister – etwa Accenture und IBM – streben schnelles Mitarbeiterwachstum in Indien an, um sich die gute Ausbildung und die günstigen Lohnkosten des Arbeitsmarktes zunutze zu machen. Accenture hatte erst im Januar 2007 angekündigt, bis zum Ende des eigenen Geschäftsjahres am 31. August 2007 rund 35.000 Mitarbeiter in Indien zu beschäftigten. Damit wäre die dortige Niederlassung der weltweit größte Standort von Accenture. In den USA unterhält der Anbieter etwas mehr als 30.000 Stellen.

Trotz steigender Lohnkosten und zunehmender Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden, hält Capgemini daran fest, rund 1.000 Mitarbeiter im Monat zu rekrutieren. Sie sollen sowohl von den Hochschulen, als auch von Servicefirmen abgeworben werden, sagte, Parekh. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen seine Mitarbeiterzahl auch durch Akquisitionen aufgestockt. 2006 übernahm Capgemini beispielsweise 51 Prozent der Anteile von Unilever India Shared Services Ltd., ein interner Serviceanbieter für das Finanz- und Rechnungswesen des Nahrungsmittelkonzerns Unilever. Bis 2008 werde man sämtliche Anteile erwerben, kündigte Parekh an. Außerdem hatte Capgemini im Februar 2007 den Offshoring-Spezialisten Kanbay übernommen.

"Indien behält seinen Kostenvorteil. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich das ändert", warb Parekh für den Standort. Nicht nur die niedrigen Lohnkosten böten Indien Vorteile gegenüber anderen Ländern, auch das große Reservoir an qualifiziertem Personal verschaffe einen Wettbewerbsvorteil, weil man dadurch schnell Kapazitäten aufbauen könne. Dennoch werden Offshore-Arbeiten innerhalb des Capgemini-Konzerns künftig etwas breiter gestreut. Während die indische Dependance derzeit rund 80 Prozent aller Offshore-Services liefert, wird sich die Quote trotz starken Wachstums bis 2010 auf 70 Prozent reduzieren, so Parekh. Weitere Servicezentren unterhält das Unternehmen in Argentinien, Marokko, Rumänien, den Philippinen und Vietnam. Außerdem wird China künftig eine größere Rolle spielen. Dort gibt es derzeit rund 1000 Capgemini-Mitarbeiter. Deren Zahl soll sich bis 2010 verdreifachen. (jha)