Banken setzen auf Outsourcing

19.04.2007
Vor allem Investment-Banken schüren die Nachfrage nach Auslagerungsdiensten.

Das Outsourcing-Geschäft im europäischen Bankensektor boomt. Den Analysten von PAC (Pierre Audoin Consultants) zufolge setzten die IT-Dienstleister im vergangenen Jahr in Europa ein Volumen von 9,8 Milliarden Euro in dieser Branche um. Bis 2010 soll der Markt weiter um durchschnittlich elf Prozent zulegen. Vor allem die Investment-Banken haben in den letzten Jahren zu dieser Entwicklung beigetragen, um eigene Ressourcen verstärkt in die Kerngeschäftsbereiche umzuleiten.

Bevorzugt ausgelagert werden administrative Geschäftsfunktionen, die mit der Kontrolle und dem Management einer Bank zu tun haben – etwa Systeme für Einkauf, Finanzbuchhaltung, Controlling, Risikokontrolle, HR (Human Relations) und Reporting. Da solche Funktionen nicht als Kerngeschäft gelten, übertragen Finanzinstitute sie in der Regel bereitwillig an externe Dienstleister, um sich selbst mehr auf strategische Fragen konzentrieren zu können. Ein Beispiel hierfür ist der HR-Outsourcing-Vertrag zwischen Lloyds TSB mit Xansa im vergangenen Jahr (siehe auch "Xansa verlängert Outsrourcing-Vertrag mit britischer Bank").

Dabei sind Investment-Banken nicht nur potenzielle Kunden von IT-Dienstleistern. Sie werden im Outsourcing-Geschäft auch zunehmend zu deren Konkurrenten, indem sie solche Dienste selbst anbieten. So vergab Barclays Global Investors (BGI) einen Großteil des europäischen Investitionsbetriebs an JP Morgan Worldwide Securities Services. Neben Wertpapierleihe und Depot-Services, die zuvor schon ausgelagert worden waren, beinhaltet der Deal die Abwicklung und Evaluierung von Derivaten, Portfolio-Bewertungen und Endkunden-Reporting sowie Funktionen in den Bereichen Administration und Fonds-Abrechnung. Weitere Investment-Banken, die Outsourcing-Services anbieten, sind ABN Amro und Credit Suisse.

Nach Ansicht der Berater hilft dieses "Bank-to-Bank-Outsourcing", die lang gehegte Skepsis der Investment-Banken und Hedge-Fonds gegenüber dem Auslagern zu überwinden. Vor allem angesichts der fundierten Branchenkenntnisse der als Outsourcer tätigen Investmentbanken steige die Auslagerungsbereitschaft der Finanzinstitute. Nichtsdestotrotz ist es für die traditionellen und weniger spezialisierten IT-Dienstleister unerlässlich, ihr Know-how im Bereich Investment-Banking auszubauen, meinen die Experten. Andernfalls werde es ihnen schwer fallen, diesen Markt zu erschließen und das darin liegende Geschäftspotenzial zu heben.

Auch in anderen Geschäftsbereichen kamen 2006 zahlreiche IT-Auslagerungsverträge zustande, darunter der Deal zwischen Credit Suisse und BT, (Telecommunikations-Infrastruktur, Vertragswert: rund 200 Millionen Euro), zwischen Deutsche Bank und Siemens IT Solutions & Services (IT-Infrastruktur) sowie zwischen Schroders und CSC (Vertragsver-längerung: Infrastruktur-Services und Anwendungs-Support, Vetragswert: rund 200 Millionen Euro).Auch unter den Hedge-Fonds steigt die Nachfrage nach Outsourcing-Diensten. JP Morgan Hedge Fund Services (HFS) beispielsweise gewann einen Zwei-Milliarden-Dollar-Vertrag mit Henderson Global Investors. Da der Hedge-Fonds-Markt noch recht jung ist, haben derzeit nur wenige Dritt-Anbieter entsprechende Angebote. Die Auslagerung operativer Funktionen wird gemeinsam mit dem Markt wachsen, da Manager von Hedge-Fonds mehr Aufmerksamkeit auf Investitionsstrategien richten wollen. (sp)