Britische Gesundheitsbehörde trennt sich von Atos Origin

16.04.2007
Der im Dezember unterzeichnete Outsourcing-Deal mit ist offenbar gescheitert.

Das britische Gesundheitsministerium hat den erst im November unterzeichneten BPO-Vertrag (Business Process Outsourcing) im Wert von 257 Millionen Pfund mit Atos Origin aufgekündigt. Als Grund nannte die Regierung Qualitätsprobleme – speziell mit der Speicherung von Patientendaten. Eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe ist angelaufen.

Damit ist ein weiteres Auslagerungsprojekt im britischen Gesundheitswesen gescheitert. Vor allem wegen der Probleme mit dem immer wieder verschobenen und kostspieligen Programm "Connecting for Health", das eine Überholung der gesamten Anwendungslandschaft und IT-Infrastruktur im Gesundheitswesen vorsieht, ist die Regierung unter Beschuss geraten. Im Herbst vergangenen Jahres hatte sich Accenture wegen anhaltender Verluste aus dem Programm zurückgezogen (siehe "Accenture flieht aus schwierigem Outsourcing-Vertrag").

Atos Origin versucht seit einigen Jahren, im Markt für Healthcare-BPO Fuß zu fassen. Allerdings ist dieses Geschäft sehr speziell. Bei den hier zu erbringenden Dienstleistungen geht es mehr um Branchen- als um IT-Aspekte. Nach Ansicht von Marktexperten riskiert das Unternehmen daher, sich zu sehr von seinem Kerngeschäft mit IT-Services zu entfernen. Nach dem Beschluss des Gesundheitsministeriums, den Vertrag vorzeitig zu beenden, hat diese Vermutung neue Nahrung erhalten.

Die Analysten des Marktforschungsinstituts Ovum halten es allerdings für zu früh, Bilanz zu ziehen. BPO-Deals seien generell sehr komplex, und speziell in der Transitionsphase seien derartige Schwierigkeiten gang und gäbe. Wichtig sei jetzt, dass beide Seiten dafür sorgten, ihre solide und konstruktive Beziehung aufrechtzuerhalten. So müsse das Gesundheitsministerium die Missstände schnell beheben, um Patienten und Steuerzahlern keine weiteren Kosten aufzubürden. Auch für Atos Origin ist es wichtig, dass die Verhandlungen über die Vertragsbeendigung glimpflich ablaufen und der IT-Dienstleister keinen Imageschaden erleidet. Gerade Probleme mit Verträgen im öffentlichen Dienst haben oft eine sehr schlechte Presse zur Folge. (sp)