Offshoring findet hinter verschlossenen Türen statt

22.03.2007
Viele deutsche Unternehmen lagern bereits nach Indien aus. Die Projekte werden dezent betrieben, sagt der indische Anbieter Satyam.

Viele im Dax notierte Unternehmen nutzen bereits die Offshoring-Dienste, auf die Liste der Referenzkunden wollen sie indes nicht. Das sagte Aloke Palsikar, Deutschland-Chef von Satyam: "Offshoring ist immer noch ein politisches Thema. Die Firmen wollen mit ihren Projekten nicht in die Öffentlichkeit", schilderte er. Das gelte nicht nur für Vorhaben mit indischen Offshore-Anbietern, sondern auch für Projekte mit Dienstleistern wie Accenture und IBM, die große Teile der Aufgaben in Niedriglohnländer auslagern.

Aloke Palsikar, Deutschland-Chef von Satyam: "Offshoring ist immer noch ein politisches Thema. Die Firmen wollen mit ihren Projekten nicht in die Öffentlichkeit."
Aloke Palsikar, Deutschland-Chef von Satyam: "Offshoring ist immer noch ein politisches Thema. Die Firmen wollen mit ihren Projekten nicht in die Öffentlichkeit."
Foto: Aloke Palsikar

In Deutschland beschäftigt Satyam rund 200 Mitarbeiter im Verkauf, Pre-Sales sowie als Projekt-Manager bei Kunden aus der Fertigungs-, Versicherungs- und Telekommunikationsbranche. Ähnlich wie die indischen Wettbewerber setzt Satyam auf lokale Mitarbeiter, die die indischen IT-Experten steuern. Trotz guter Wachstumsaussichten plant das Unternehmen hierzulande kaum Neueinstellungen. Im Lauf des Jahres sollen lediglich fünf neue Mitarbeiter an Bord kommen.

Satyam konzentriert sich auf die Anwendungsentwicklung, -wartung und -integration für große mittelständische Kunden, die pro Jahr zwischen 500 Millionen und drei Milliarden Euro einnehmen und IT-Projekte mit einem Volumen von mindestens 100.000 Euro planen. Dazu unterhält das Unternehmen Partnerschaften mit den wichtigsten ERP-Anbietern. Unter den indischen Offshorern gilt Satyam als SAP-Spezialist. Weltweit beschäftigt der IT-Dienstleister rund 30.000 Mitarbeiter, 3.500 von ihnen sind SAP-Spezialisten.

Während Kunden in Großbritannien und den USA häufig Geschäftsprozesse von indischen Anbietern betreiben lassen (etwa Call Center, Transaktionsprozesse in der Finanz- und Versicherungsbranche), zeigen deutsche Anwender kaum Interesse daran. Satyam führt Services für das Business Process Outsourcing (BPO) im Portfolio, bietet sie hier aber nur bedingt an. "Deutsche Kunden wollen deutsch sprechen", klärt Palsikar auf. Offshore-Zentren in Indien sind zumeist englischsprachig.

Zwar unterhält Satyam ein Nearshore-Center in Budapest, als Servicezentrale für BPO-Dienste ist es zunächst aber nicht vorgesehen. Zurzeit ist es Anlaufstelle für Support-Anfragen deutscher Kunden: "Nearshoring ist für die Kunden komfortabler. Die Anwender müssen sich langsam der Auslagerung annähern. Servicezentralen, die in der Nähe liegen, können die Vorbehalte besser abbauen", hofft Palsikar. Für den Betreiber selbst ist die Nearshore-Niederlassung wichtig, um die Betreuung rund um die Uhr zu gewährleisten. "Dazu brauchen wir Mitarbeiter in der gleichen Zeitzone."

Die Nachfrage nach Near- und Offshore-Diensten wird zwangsläufig zunehmen, davon ist Palsikar überzeugt: "Die deutschen Firmen stehen im internationalen Wettbewerb und müssen immer häufiger neue Produkte auf den Markt bringen. Das ist nicht zu schaffen, wenn man ausschließlich auf eigene Mitarbeiter vertraut." (siehe auch "IT-Outsourcing liegt weiter im Trend") (jha)