Indiens Offshorer drängen in höherwertige Servicebereiche

23.11.2006
Vor allem vom Auslagern jurisitischer Tätigkeiten erhoffen sich die Anbieter einen Riesen Markt.

Immer mehr Unternehmen lagern ihre Geschäftsprozesse aus - auch in Niedriglohnländer. Dabei geht der Trend zunehmend zu höherwertigen BPO-Varianten (Business Process Outsourcing): analytische und professionelle Services - etwa Marktforschungsdienste für spezielle Branchen - die auch unter dem Begriff Knowledge Process Outsourcing (KPO) zusammengefasst werden.

Auch die indischen Offshorer drängen in deisen Markt. Anbieter wie Office Tiger, Pangea3 oder Lexadigm sind schon seit etwa sieben Jahren im KPO-Geschäft, allerdings eher im Low- bis Mid-Level-Bereich: Großen Unternehmen bieten sie beratende Tätigkeiten an - etwa Vertragsgestaltung, Dokumenten-Management oder Due Diligence. Auch Patentierung und Handelsmarkeneinträge gehören häufig zu ihrem Service-Portfolio.

Die Vorteile, die der Subkontinent in dieser Hinsicht bietet, liegen auf der Hand: Die meisten Leute sprechen Englisch, der Pool an gut ausgebildeten Juristen ist riesig und das Rechtssystem ist dem der USA sehr ähnlich. Entscheidend sind aber vor allem die Kostenvorteile: Dienstleistungen, für die eine amerikanische Anwaltskanzlei 150 Dollar pro Stunde oder mehr verlangt, sind bei den Offshore-Anbietern schon für 50 Dollar die Stunde zu haben.

Juristischen Dienstleistungen stellen einen Riesen Markt dar. Den Analysten von Forrester zufolge werden damit weltweit rund 260 Milliarden Dollar umgesetzt, das meisten davon in den USA (160 Milliarden Dollar). Nach Ansicht von Lexadigm-President Puneet Mohey können 60 bis 70 Prozent dieser Services ebenso gut offshore - vorrangig in Indien - erbracht werden. Auch der indische Branchenverband Nasscom prognostiziert der Branche in seinem Land rosige Aussichten. Derzeit schöpften die Firmen in den USA nur zwei bis drei Prozent des tatsächlichen Marktpotenzials aus.

Aber nicht alle sind so zuversichtlich. Die Marktforscher von Evalueserve etwa schätzen die derzeitigen Einnahmen der indischen Anbieter von juristischen Services lediglich auf 56 Millionen Dollar. Bis 2011 werde dieser Markt auf 300 Millionen anwachsen. Die Experten gehen zudem davon aus, dass momentan nur 1300 Vollzeit-Anwälte in Indien bei einer Outsourcing-Firma tätig sind. Auch wenn diese Zahl im Jahr 2015 auf 16.000 zunehmen werde, entspreche dies gerade einmal 1,2 Prozent aller in den USA beschäftigten Juristen. (sp)