Beendet Offshoring die Regentschaft der Big Six?

13.01.2006
IT-Serviceaufträge im Wert von über 100 Milliarden werden in den kommenden zwei Jahren verteilt - gute Aussichte für europäische und indische Anbieter.

Die "Big Six" des Outsourcings werden sich 2006 zunehmenden Herausforderungen stellen müssen, da der Outsourcing-Markt vor erheblichen Umwälzungen steht. Zuletzt haben die sechs große US-amerikanischen IT-Dienstleister Accenture, Affliated Computer Services, CSC, EDS, HP und IBM Global Service 72 Prozent des weltweiten Auftragsvolumens unter sich verteilt. Das geht aus der aktuellen Erhebung des Outsourcing-Beratungshauses TPI hervor.

Doch deren Machtbasis bröckelt. In den kommenden zwei Jahren stehen in 20 Prozent aller weltweit betriebenen Outsourcing-Projekten Vertragsverlängerungen an. Damit verhandeln die Anwender über ein Gesamtvolumen von mindestens 100 Milliarden Dollar. Europäischen und indischen Dienstleister bieten sich damit gute Möglichkeiten, den Kuchen neu zu verteilen.

Dem aktuellen und vierteljährlichen "TPI Index" zufolge haben die Herausforderer bereits aufgeholt. Im Jahr 2005 konnten sich die fünf großen europäischen Anbieter (T-Systems, Siemens Business Services, Atos Origin, British Telecom, Capgemini) 24 Prozent der Top-50-Verträge sichern (im Vorjahr waren ist 22 Prozent). Die indischen IT-Dienstleister steigerten ihren Anteil von zwei auf vier Prozent.

Bernd Schäfer, Area Managing Director, TPI Germany, erläutert: "Trotz eines weltweit rapiden Anstiegs an Mega-Deals im Dezember beobachten wir eine bisher nicht da gewesene Zahl von kleineren Transaktionen in Verbindung mit Vertragsneugestaltungen." Diese würden oft von kleineren Anbietern gewonnen, die in der Folge langfristige Kundenbeziehungen pflegen und sich gegenüber großen IT-Dienstleister als konkurrenzfähig zeigten. Dieser Trend, so Schäfer, werde sich 2006 noch verstärken.

Das käme insbesondere den Indern zugute. Sie tun sich zwar schwer, Deals mit einem Volumen von mehr als 200 Millionen Dollar zu gewinnen. Aber in 30 Prozent der Vorhaben unter diesem Wert wurden Inder zu Ausschreibungen eingeladen, 70 Prozent dieser Vergleiche konnten sie laut TPI gewinnen.

Weltweit konnte TPI im vergangenen Jahr die bislang größte Zahl an Vertragsunterzeichnungen beobachten. 240 Anwenderunternehmen vergaben insgesamt 293 Aufträge, verglichen mit 269 Deals von 221 unterschiedlichen Unternehmen im Jahr 2004. Weiterhin wird sich der Marktanteil zum Business Process Outsourcing (BPO) verschieben. Das Geschäft mit IT-Outsourcing soll laut TPI-Einschätzung jährlich um drei bis fünf Prozent schrumpfen. BPO-Aktivitäten nehmen demnach zu, eine genaue Prognose wagte das Unternehmen aber nicht. (jha)