Outsourcing

Trend zum selektiven Auslagern hält an

17.04.2009
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
Die meisten Firmen tendieren zu kleinen Outsourcing-Vereinbarungen mit kurzen Laufzeiten. Mega-Deals sind nach wie vor selten.

Die Zahl der Outsourcing-Deals mit einem Vertragswert von mehr als einer Milliarde Dollar ist 2008 gestiegen. Den Marktforschern und Beratern von Gartner zufolge kamen im letzten Jahr zwölf so genannte Mega-Deals mit einem Wert von insgesamt 17,1 Milliarden Dollar zustande. 2007 waren es nur zehn Großaufträge mit einem Gesamtwert von zwölf Milliarden Dollar.

Trotz dieses Anstiegs bleiben Mega-Deals wie der Anfang März dieses Jahres unterzeichnete Vertrag zwischen EDS und Aviva aber nach wie vor selten. Der TCV (Total Contract Value) lag im vergangenen Jahr unter den Werten, die vor 2007 erreicht wurden: Zwischen 2000 und 2006 betrug der durchschnittliche jährliche TCV aller gemeldeten Mega-Deals laut Gartner 28 Milliarden Dollar. Dean Blackmore, Senior Research Analyst bei Gartner, begründet diesen Rückgang mit dem anhaltenden Trend zum selektiven Auslagern und zu mehr Provider-Kontrolle durch den Anwender. Dadurch sinke sowohl der durchschnittliche Vertragswert als auch die durchschnittliche Vertragsdauer. So gab es 2008 einen deutlichen Anstieg von Verträgen mit einem Wert von unter 50 Millionen Dollar. Die Zahl der Deals mit einem höheren Vertragswert nahm dagegen ab. Der Anstieg des TCV auf 42,2 Milliarden Dollar (2007: 29,5 Milliarden Dollar) ist laut Gartner daher in erster Linie auf die größere Anzahl von Abschlüssen zurückzuführen.

Auch der seit 2006 zu beobachtende Rückgang der Outsourcing-Abschlüsse in Nord- und Südamerika hält an. Stattdessen nehmen die Verträge in Emea (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) kontinuierlich zu. 2008 lag die Region mit 162 neuen Abschlüssen erstmals vor Nord- und Südamerika (158). Allerdings wird die Weltwirtschaftskrise das Wachstum abschwächen, räumt Allie Young, Vice President bei Gartner, ein: "In der ersten Jahreshälfte und möglicherweise auch noch im dritten Quartal werden wegen der knappen IT-Budgets weniger Verträge unterzeichnet werden", so ihre Prognose. Die Tatsache, dass Outsourcing-Deals sehr komplex und daher langfristig ausgelegt seien, werde zudem zu Verzögerungen und Verschiebungen führen. "Doch auslagerungswillige Firmen, die unter einem großen Kostendruck stehen, werden alles tun, damit sie die Deals auf den Weg bringen", ist die Expertin überzeugt.

Unter dem Strich werde der Outsourcing-Markt daher auch nicht nennenswert unter der Krise zu leiden haben. "Die Nachfrage nach großen Deals ist zwar leicht zurückgegangen. Aber die wichtigsten Treiber für das Auslagern - Kostensenkung, Effizienzsteigerung, Zugang zu Skills, Konzentration aufs Kerngeschäft, Innovation, Modernisierung und sogar das Thema Business-Transformation - haben nach wie vor Bestand."