Offshore-Dienstleister

Satyam steckt in der Existenzkrise - Verkauf möglich

30.12.2008
Management-Wechsel, dubiose Übernahmen und Schelte von der Weltbank - der Offshorer Satyam muss sich auf die Suche nach einem strategischen Partner begeben.

Der indische IT-Dienstleister Satyam, immerhin viertgrößtes Unternehmen seiner Zunft auf dem Subkontinent, hat massive Probleme. Zuerst wurde die Firma für die Dauer von acht Jahren von Aufträgen der Weltbank ausgeschlossen, dann folgte ein Exodus aus dem Aufsichtsgremium, und die Aktie war eingebrochen, weil das Management fragwürdige Akquisitionen in die Wege geleitet hatte. Anfang der Woche wurde schließlich die Investmentbank DSP Merrill Lynch mit der Aufgabe betraut, "strategische Optionen" für das Unternehmen zu prüfen - von einem Teilverkauf bis zur kompletten Veräußerung ist demnach alles möglich.

Ausschlaggebend für diesen Schritt war auch eine Revolte der Anteilseigner, die Mitte Dezember zwei geplante Übernahmen durch Satyam schlicht anlehnten. Pikant: Die besagten Firmen gehörten Verwandten des Satyam-Mitgründers und amtierenden Chairman B. Ramalinga Raju, der ebenfalls Anteile daran hielt. Und die Übernahmekandidaten kamen aus dem Bausektor. Satyam versuchte vergeblich, die Akquisitionen als Diversizierungsstrategie zu verkaufen, doch die institutionellen Anleger wollten der Argumentation nicht folgen. Einen Tag nach der Ankündigung musste das Satyam-Management die Deals abblasen.

Die Weltbank hatte zudem im Dezember öffentlich gemacht, dass sich Satyam acht Jahre lang nicht direkt an ihren Ausschreibungen beteiligen darf. Hintergrund sei unter anderem der Versuch, Entscheidungsträger zu beeinflussen ("providing improper benefits to bank staff"). Satyam hatte diesen Vorwurf stets zurückgewiesen und zudem eine Entschuldigung der Weltbank für deren ungewöhnlich harsche Kommunikationsstrategie in der Angelegenheit gefordert. Eine Rücknahme der Entscheidung wollte das Unternehmen hingegen nicht erwirken.

Folge der hausgemachten Krise: Die Aktie von Satyam stürzte um gut 50 Prozent ab. Seit bekannt wurde, dass ein strategischer Partner gesucht wird, erholte sich der Kurs und machte die Hälfte der Verluste wieder wett. Durch Aktientransaktionen soll Berichten zufolge der Anteil der Gründerfamilie von einst acht Prozent am Unternehmen verwässert worden sein. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt. Die Chancen für einen Verkauf des Unternehmens würden jedoch dadurch steigen. Das nächste Board-Meeting soll am 10. Januar 2009 stattfinden. (ajf)

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