Outsourcing-Aufträge an T-Systems, EDS und AT&T

Shell beschert Outsourcern Riesenaufträge

31.03.2008
Der Mineralölkonzern Shell unterschreibt Outsourcing-Abkommen im Wert von insgesamt mehr als vier Milliarden Dollar mit T-Systems, EDS und AT&T.

Über die Abkommen war bereits in den vergangenen Wochen spekuliert worden. Nun haben die Parteien die Verträge unterschrieben. Im Zuge der Vereinbarungen übernimmt T-Systems die Betreuung der weltweiten Rechner- und Speicherinstallation. Der Vertrag hat ein Volumen von eine Milliarde Euro (rund 1,58 Milliarden Dollar) bei einer Laufzeit von fünf Jahren. Rund 900 IT-Spezialisten von Shell wechseln zur Telekom-Tochter. Die Geschäftskundensparte der Deutschen Telekom übernimmt drei Rechenzentrumsstandorte, und zwar in den Niederlanden, den USA und in Malaysia. Innerhalb der Vertragslaufzeit wird T-Systems einen Großteil der SAP-Services von Shell auf die eigene, im Münchner Rechenzentrum betriebene "Dynamic-Services"-Plattform migrieren. Sie erlaubt es dem Mineralölkonzern dann, Kapazitäten wie Bandbreite und Datenspeicherplatz je nach Bedarf zu beziehen. Um die globalen Lieferbedürfnisse von Shell optimal zu erfüllen, wird T-Systems seine US-Zentrale nach Houston verlegen. Darüber konzentriert die Telekom-Tochter das Service-Management in Malaysia und baut das dortige Rechenzentrum zum Verbindungsknoten (Hub) für die asiatisch-pazifische Region aus. Für T-Systems ist das Shell-Abkommen eigenen Angaben zufolge einer der größten internationalen IT-Outsourcing-Deals. Die Telekom-Tochter konnte sich gegen die Wettbewerber Hewlett-Packard (HP), IBM, EDS und CSC durchsetzen.

Doch auch EDS kommt zum Zuge. Der IT-Dienstleister übernimmt die Betreuung der dezentralen IT-Systeme samt User Helpdesk. Über die Laufzeit von fünf Jahren erwartet EDS Einnahmen in Höhe von rund einer Milliarde Dollar. Zu seinen Aufgaben gehört der Betrieb und Schutz der PCs und mobilen Endgeräte für rund 150.000 Anwender in mehr als 100 Ländern. Aufgabe von EDS wird es sein, die Komplexität der aktuellen Umgebung zu reduzieren. Annähernd 1500 Shell-Mitarbeiter und Vertragspartner wechseln zu EDS. Bemerkenswert ist, dass EDS in Europa die für diese Services zuständige Geschäftseinheit im November 2006 an den IT-Dienstleister A&O verkauft hat.

Dritter im Bunde der künftigen Shell-Partner ist der US-amerikanische Carrier AT&T. Er betreibt für die kommenden fünf Jahre Shells weltweite Netzinstallation und kann während der Laufzeit auf Einnahmen in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar vertrauen. Das Abkommen zählt zu den am höchsten dotierten Einzelverträgen, die der Konzern bislang abschließen konnte. Shell übergibt AT&T die Verantwortung für die Sprach- und Datenkommunikation von Niederlassungen in mehr als 100 Ländern. Dazu zählen sowohl Weitverkehrsanbindungen als auch die lokale und mobile Vernetzung. Der Carrier übernimmt von Shell 600 laufende Verträge mit mehr als 300 Partnern etwa mit Mobilfunkanbietern. 560 IT-Experten in den Niederlanden, Malaysia, Großbritannien und den USA wechseln zu AT&T.

Der Betriebsübergang für alle drei Abkommen ist für den 1. Juli 2008 vorgesehen. Shell strebt mit dem Abkommen eigenen Angaben zufolge eine höhere Effizienz und Leistungsfähigkeit an, nennt aber keine konkreten Ziele. Die Abkommen sind Teil der Strategie "More Upstream, Profitable Downstream", die Geschäfts- und Unterstützungsfunktionen im Konzern auf bessere Quartalsergebnisse trimmen soll. "In den Verträgen verknüpft Shell die Vorteile einer dezentralen Servicelieferung mit einer zentralen Governance-Struktur", erläutert Elesh Khakhar, Partner des Outsourcing-Beratungshauses TPI, das Shell in den Verhandlungen unterstützt hat. Zudem habe der Ölgigant eine Basis für künftige Endkunden-Services geschaffen. E-Mail oder IP-Telefonie ließen sich mit eigenen Angeboten verknüpfen, sobald die Technik für eine breite Nutzung ausgereift sei. (jha)