Der Markt wächst langsam und stetig

Outsourcing: Reife statt Boom

25.03.2008
Von Dr. Thomas Reuner
Nüchternheit prägt das hiesige Auslagerungsgeschäft.

Bis noch vor wenigen Monaten galt der Outsourcing-Markt als der wichtigste Wachstumsmotor der IT-Services-Branche. Insbesondere den angelsächsischen Märkten mit ihren relativ reifen Sourcing-Prozessen wurde immer wieder eine Vorbildfunktion zugesprochen. Doch zuletzt trübten Meldungen über den vermeintlichen Rückgang des Wachstums die Erwartung und führten zu intensiven Diskussionen über die Zukunft des Outsourcing-Marktes. Grund genug, die Weiterentwicklung der Konzepte und den deutschen Markt einer Bestandsaufnahme zu unterziehen.

In Europa spielt die Musik

Während im US-Markt in den ersten drei Quartalen 2007 die Vergabe von Outsourcing-Verträgen spürbar zurückging, wuchs das Geschäft in Europa ungebrochen. Gerade auch in Deutschland, wo die Outsourcing-Aktivitäten im Vergleich mit den angelsächsischen Ländern immer hinterherhinkten, wurde eine bedeutende Anzahl von Verträgen unterzeichnet. Das Jahr 2007 begann beispielsweise mit dem Abschluss der jahrelangen Diskussionen um das Herkules-Projekt der Bundeswehr. Es folgten große Vertragsabschlüsse bei E-Plus, Allianz, Karstadt-Quelle und der Sparkassen Informatik. Die Gründe für die unterschiedlichen Entwicklungen in verschiedenen Wirtschaftsräumen sind komplex, so dass allgemeine Erläuterungen schwerfallen. Dennoch sind einige Punkte auffällig. Die Wertschöpfungstiefe in den USA ist deutlich geringer als in Europa und Asien, und viele Outsourcing-Verträge gehen in die zweite oder gar dritte Verlängerung. Dabei fällt das Wachstum deutlich geringer aus, weil die Abkommen niedriger dotiert sind. Das ist jedoch kein Zeichen einer Schwäche, sondern einer wesentlich größeren Marktreife.

Sourcing-Berater vermittelt Erfahrung

Die Ausgaben der deutschen Anwender für IT-Auslagerungsservices wachsen langsam aber beständig. Selbst in Krisenzeiten dürfte sich nach IDC-Einschätzung daran nichts ändern.
Die Ausgaben der deutschen Anwender für IT-Auslagerungsservices wachsen langsam aber beständig. Selbst in Krisenzeiten dürfte sich nach IDC-Einschätzung daran nichts ändern.

Von den Outsourcing-Erfahrungen der angelsächsischen Anwender profitieren auch hiesige Unternehmen. Die Vertragsabschlüsse in Deutschland sind ein Indiz für reifere Sourcing-Prozesse der Unternehmen wie auch besserer Leistungen der Anbieter. Einen nicht geringen Anteil an dieser Entwicklung haben Sourcing-Beratungen wie TPI, Equaterra/Morgan Chambers und Gartner. Sie machen die Leistungserbringung transparent und straffen die Sourcing-Prozesse.

Dennoch gibt es auch Leistungsprobleme, etwa in Deals für das Geschäftsprozess-Outsourcing (BPO = Business Process Outsourcing) von Personaldienstleistungen (HR BPO). Dies beeinträchtigt das Wachstum im BPO-Segment. Nach einem fulminanten Wachstum mit vielen Multi-Prozess-Verträgen im Jahr 2006 sorgten verfehlte Einsparziele und gescheiterte Vorhaben, Prozesse und Qualität zu verbessern, für einen Marktstillstand.