Experton-Erhebung: Nur IBM und T-Systems unter den Top-Ten

Kaptive Töchter dominieren IT-Servicmarkt für Banken

19.11.2007
Trotz Konsolidierung beherrschen IT-Ausgründungen großer Konzerne noch das Geschäft. Doch die IT GmbHs richten sich auf schwere Zeiten ein.

Den unabhängigen IT-Dienstleistern ist es bislang kaum gelungen, die Phalanx der kaptiven Töchter im IT-Servicemarkt für Finanzdienstleister zu durchbrechen. Unter den zehn größten Anbietern zählen die Marktbeobachter der Experton Group lediglich zwei externe IT-Service-Provider. Nur IBM und T-Systems bieten den konzerngebundenen IT-Anbietern wie der Sparkassen Informatik, der GAD (Volks- und Raiffeisenbanken) und Asic (Allianz) im bedeutenden Umfang Paroli. "Die Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister fordern von IT-Dienstleistern umfassende Branchenkenntnisse. Neben der Steigerung der Effizienz und Kostensenkungsaspekten zählen die Unterstützung des operativen Geschäfts und Optimierung und Modernisierung der Informationstechnologie zu den Aufgaben der IT-Dienstleistungsunternehmen", erläutert Matthias Zacher, Senior Advisor bei der Experton Group. Das finden sie offenbar vor allem bei den eigenen IT-Ausgründungen.

Die kaptiven Töchter beherrschen nach wie vor den Markt. Nennenswerte Einnahmen außerhalb ihren Konzerverbunds erzielen allerdings nur wenige Anbieter. Quelle: Experton Group.
Die kaptiven Töchter beherrschen nach wie vor den Markt. Nennenswerte Einnahmen außerhalb ihren Konzerverbunds erzielen allerdings nur wenige Anbieter. Quelle: Experton Group.
Foto: Experton Group

Doch das Lager der kaptiven Anbieter steht unter enormen Druck. Die Suche der konzerneigenen IT-Töchter nach Einnahmequellen außerhalb des Unternehmensverbunds ist weitgehend gescheitert. Als Ausnahmen wertet die Experton Group beispielsweise die Fiducia, die genossenschaftlichen Banken in Süddeutschland mit IT-Dienstleistungen versorgt. Ihr ist es demnach gelungen Kunden, auch außerhalb des genossenschaftlichen Kreditsektors zu finden. Insgesamt sind die im externen Markt erzielten Umsätze aber gering. Viele kaptiven Anbieter besinnen sich daher wieder auf ihre Wurzeln und konzentrieren sich auf Qualitätsverbesserungen im IT-Service für die eigenen Mutter- und Schwestergesellschaften.

Im Lauf der vergangenen Jahre hat sich die Anbieterlandschaft stark verändert. Die Konsolidierung unter den konzerneigenen IT-Dienstleistern hat an Fahrt aufgenommen. Insbesondere im öffentlichen und genossenschaftlichen Lager gab es bemerkenswerte Zusammenschlüsse. Im Jahr 2006 rüttelte die Übernahme der IZB durch die Sparkassen Informatik dir Branche auf. Zudem hatte die in Norddeutschland vertretene Finanz IT im Frühjahr 2007 Fusionsgespräche mit der Sparkassen IT angekündigt.

Aber auch Anbieter in anderen Segmenten haben tief greifende Umwälzungen hinter sich. Exemplarisch seien hier die Veränderungen bei der HVB-Tochter HVB IS sowie der Allianz-Ausgründung Asic genannt. Der Münchner Finanzdienstleister HVB hat die Anwendungsentwicklung an IBM übergeben und möchte die HVB IS deutlich verschlanken. Die Allianz hat die vormals unter dem Namen Agis bekannte IT-Tochter in die zentrale Shared-Service-Organistion Asic (Allianz Shared Infrastructure Services) eingebracht. Zuvor hatte der Versicherungskonzern weite Teile der dezentralen IT an Fujitsu Services ausgelagert.

Die Beispiele zeigen, dass unabhängige Service-Provider trotz der Dominanz der kaptiven Anbieter Möglichkeiten haben. Nahezu jeder deutsche IT-Dienstleister adressiert ohnehin die Finanzbranche. Neben Anbietern mit einem umfassenden Portfolio von Beratungs-, Implementierungs- und Betriebsdienstleistungen gibt es auch Spezialisten, die sich auf Bedürfnisse von Banken, Kapitalmärkte oder Versicherungen konzentrieren. Neben reinen IT-Dienstleistungen und BPO-Aktivitäten (Business Process Outsourcing) in den Bereichen Human Ressources und Finanzwesen wie sie etwa Accenture für die Deutsche Bank und Capgemini für Zurich Financial Service betreiben, betreuen die Dienstleister heute immer stärker bankfachliche und operative Aufgaben. Hierfür haben zahlreiche IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen in den vergangenen Jahren umfassende Ressourcen aufgebaut. Die Zahl der für Finanzdienstleister tätigen IT-Dienstleister und –Beratungsunternehmen ragt nach Experton-Erhebung deutlich in den dreistelligen Bereich hinein. (jha)

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