Ausweis soll Online-Banking sicherer machen

27.03.2008
Von Handelsblatt 
Ein Internetausweis in Scheckkartenformat soll Online-Banking künftig sicherer machen. Gemeinsam mit der Schweizer Firma AXSionics arbeitet Siemens an der neuen Technologie, die keine spezielle Hard- oder Software erfordert. Besonderer Clou: Ein Notfallfingerabdruck hilft bei erzwungenen Transaktionen.

Mehr Sicherheit bei Geldgeschäften im Web: Gemeinsam mit der Schweizer Firma AXSionics entwickelt Siemens derzeit einen Internetausweis im Scheckkartenformat. Das Gerät ist mit einem Fingerabdruck-Scanner und sechs optischen Sensoren ausgestattet, die Bank und Kunden eine sichere Identifizierung ermöglichen sollen. Schon im Sommer soll der Internetausweis auf den Markt kommen.

Das Prinzip des Ausweises ist simpel: Zunächst identifiziert sich der Anwender über das Gerät mittels Fingerabdruck. Dann sendet die betreffende Bank einen so genannten Flickercode, der auf dem Monitor angezeigt wird. Dabei erscheinen sechs Felder auf dem Monitor, die im schnellen Wechsel schwarz oder weiß flimmern. Mit Hilfe der optischen Sensoren erfasst und entschlüsselt der Internetausweis diese Daten, um sicherzustellen, dass sie auch tatsächlich von der Bank stammen und nicht von Betrügern abgegriffen werden.

Dazu enthält der Flickercode die vorher eingegebenen Überweisungsdaten und die dazugehörige Nummer zur Transaktionsfreigabe (TAN). Mit einem integrierten kryptographischen Schlüssel dechiffriert der Ausweis den Code und zeigt die entschlüsselten Informationen auf seinem kleinen Display an.

Nun kann der Nutzer prüfen, ob die Transaktionsdaten vollständig sind und bestätigt die Überweisung schließlich durch die Eingabe der aktuell angezeigten TAN. Die Pflege separater TAN-Listen ist damit nicht erforderlich. Mehrere Banken in Deutschland und der Schweiz testen die Lösung nach Herstellerangaben bereits.

Für die Nutzung des Internetausweises ist nach Siemens-Angaben keine spezielle Hard- oder Software erforderlich. Dies wäre ein Vorteil gegenüber HBCI-Lösungen, die mit SmartCard-Lesegeräten arbeiten, so dass zumindest spezielle Hardware vorhanden sein muss, um die HBCI-Karten lesen zu können.

Mit dem Internetausweis will Siemens außerdem besseren Schutz in Notsituationen bieten, etwa bei einem Überfall auf den Besitzer des Internetausweises. Wird dieser gezwungen, eine Banktransaktion durchzuführen, so kann er einen so genannten "Notfallfinger" auslösen. Bestätigt der Besitzer die Aktion über diesen Code, so nimmt die Bank den Auftrag zur Täuschung des Kriminellen zwar entgegen, führt diesen aber nicht aus.

Außer für Bankgeschäfte kann der Internetausweis aber auch zur Identifizierung in Onlineauktionshäusern oder bei Internethändlern verwendet werden. Dazu lassen insgesamt 128 Schlüssel darin ablegen, um sich bei entsprechend vielen Angeboten anzumelden.

Start für den Ausweis soll im Sommer sein. Zu welchen Konditionen und Preisen dies geschehen wird, ist noch nicht bekannt.