Premier Brown stärkt Schatzkanzler Darling den Rücken

Update: Helle Aufregung in Großbritannien: Millionen Kindergeld-Daten weg

21.11.2007
Helle Aufregung in Großbritannien: Auf dem Postweg sind zwei CDs mit persönlichen Daten von 25 Millionen Briten spurlos verschwunden. Die britische Regierung geriet am Mittwoch massiv unter Druck.

Premierminister Gordon Brown entschuldigte sich im Unterhaus in London für die "Unannehmlichkeiten und Sorgen". Er bedauere die Panne "zutiefst". Schatzkanzler Alistair Darling sprach von einem "katastrophalen Vorfall", erklärte jedoch, es bestehe kein Risiko, dass die Datenträger mit Informationen über alle Kindergeldempfänger des Landes in "falsche Hände" gefallen seien. Es gebe bisher keine Anzeichen für einen kriminellen Hintergrund. Banken riefen ihre Kunden trotzdem dazu auf, ihre Kontobewegungen genau zu prüfen.

Die Datenträger beinhalten persönliche Informationen wie Namen, Bankdetails, Adressen und Sozialversicherungsnummern von fast der Hälfte der britischen Bevölkerung. Sie waren bereits am 18. Oktober verschwunden: Ein Angestellter der Steuerbehörde hatte die Daten auf CDs gebrannt und per Kurier von der Zweigstelle in Washington, einem Ort in Nordostengland, zum Rechnungshof nach London versandt. Dort kamen sie jedoch nie an. Die Polizei suchte am Mittwoch noch vergeblich nach den verschwundenen Datenträgern. Brown ordnete eine Überprüfung der Datensicherheit in allen Regierungsbehörden an.

Als Konsequenz war am Dienstag der Vorsitzende der britischen Steuerbehörde HMRC, Paul Gray, zurückgetreten. Die Opposition sagte, auch Darlings Posten stehe "auf der Kippe". Die Bürger seien "wütend, dass die Regierung in ihrer obersten Pflicht versagt habe, die Öffentlichkeit zu schützen", sagte der konservative Oppositionsführer David Cameron. Darling lehnte einen Rücktritt ab: "Ich werde nicht davonlaufen, wenn es schwierig wird." Brown erklärte bei der hitzigen Debatte im Unterhaus, Darling mache einen "hervorragenden Job".

Darling, ein enger Freund des Premierministers, hatte das Amt Ende Juni von Brown übernommen. Er steht bereits wegen der Krise um die Hypothekenbank Northern Rock massiv unter Druck. Medien sprachen von Darlings "Black Tuesday" (Schwarzem Dienstag), von "Inkompetenz" und einem "Daten-Desaster". Auch Brown selbst ist seit der Absage der Parlamentswahlen im vergangenen Monat schwer unter Beschuss.

Unklar war am Mittwoch noch, wie es dazu kommen konnte, dass die CDs - entgegen der Vorschriften - versandt wurden. Der Angestellte hatte das Paket offenbar zu der normalen Post gelegt, dort sollte es von einem abgeholt werden. Darling betonte, die sensiblen Daten hätten "niemals" verschickt werden dürfen. Zu dem Vorfall sei es jedoch nicht - wie von Mitarbeitern behauptet - gekommen, weil die Behörde umstrukturiert und Personal gestrichen wurde.

Kritik wurde auch daran laut, dass die Öffentlichkeit erst Wochen nach dem Vorfall informiert wurde, der Finanzminister wusste seit 10. November von dem Missgeschick. Nach seinen Angaben hätten vor der Ankündigung jedoch erst die Banken die nötigen Sicherheitsmaßnahmen treffen müssen. (dpa/tc)