MdB Tauss räumt Fehler ein

Anklage sieht ihre Vorwürfe bestätigt

12.03.2009
Der unter Kinderporno-Verdacht stehende SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss hat erstmals Fehler eingeräumt. Das gefundene Material bezeichnete er als "Eintrittskarte" in die Szene.

"Ja, ich habe Mist gebaut", sagte Tauss nach seiner Vernehmung am Mittwoch in Karlsruhe. Er habe sich "in einen stinkenden Schweinestall begeben, um ihn auszumisten". Tauss hatte sich als Abgeordneter und Medienexperte mit dem Thema Kinderpornographie beschäftigt. Er räumte ein, dass seine Kontakte zur Kinderporno-Szene unter Umständen als Verstoß gewertet werden könnten. Dagegen erklärte die Karlsruher Staatsanwaltschaft nach Tauss' öffentlicher Stellungnahme: "Der Verdacht des strafbaren Besitzes von kinderpornografischen Dateien und Bildmaterial hat sich weiter verdichtet."

Der 55-jährige Karlsruher Politiker war am Freitag von seinen Parteiämtern zurückgetreten, nachdem in seiner Berliner Wohnung Kinderporno-Bildmaterial gefunden worden war. Die Staatsanwaltschaft vernahm ihn am Mittwoch rund zwei Stunden lang. Im Anschluss beteuerte er erneut seine Unschuld. "Ich versichere Ihnen, kein Pädophiler zu sein", sagte er im Beisein seiner Frau.

Oberstaatsanwalt Rüdiger Rehring bekräftigte jedoch, die bei Tauss beschlagnahmten Fundstücke hätten nichts mit seiner Arbeit als Abgeordneter zu tun. Dem widerspricht Tauss vehement. Er habe lediglich vor etwa zwei Jahren über einen Kinderporno-Ring recherchiert und das Material aufbewahrt, sagte der frühere medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Ziel sei es gewesen, sich der Szene "zu nähern", um einen Missbrauch nachzuweisen und Kontakte für seine berufliche Arbeit zu knüpfen. "Mir ging es darum, eigene Erkenntnisse für die politische und gesetzgeberische Arbeit zu diesem Thema zu gewinnen", sagte Tauss. Insbesondere habe er versucht, einen Beleg zu finden für seine These, dass Kinderpornografie wieder häufiger mit Handys, Telefonhotlines und der Post verbreitet werden und weniger per Internet.

Nach Tauss Angaben sind die geschlossenen Benutzergruppen eines Kinderporno-Rings "höchst konspirativ" und abgeschottet. "Sie kommen dem überhaupt auch nur nahe, wenn sie szenetypisch auftreten und selbst 'Material', sozusagen als Eintrittskarte, anzubieten haben."

Er bestätigte den Kontakt zu einem Mann in Bremerhaven, bei dem die Ermittler Handy-Nummern gefunden hatten, die Tauss zuzuordnen sind. Diesen habe er 2007 kennengelernt, sagte der SPD-Politiker. Der Mann habe ihm "im Handel erhältliches pornografisches Material per Post zugesandt". Tauss habe den Kontakt aber beendet, als der Mann wiederholt Geld von ihm forderte. Die Recherche sei "erkenntnisreich", aber "unergiebig" gewesen. (dpa/ajf)