Investieren und sparen

Green IT - die zwei Seiten einer Medaille

02.05.2008
Von pte pte
Neue Rechner sind zwar teuer, aber auch effizienter als die alte Hardware. Anwender müssen den passenden Zeitpunkt für Investitionen finden.

"Die Green IT ist Freund und Feind der IT-Abteilungen zugleich. Zwar entstehen für die Unternehmen Kosten beim Umrüsten der IT-Infrastruktur auf stromsparende Geräte. Gleichzeitig müssen sich die Unternehmen bewusst sein, dass sich diese binnen weniger Jahre amortisiert haben." Zu diesem Fazit gelangte Andreas Neuhold, Product Sales Lead, Systems Practice bei Sun Microsystems in Österreich, im Rahmen eines von Con.ect Eventmanagement veranstalteten Vortrags. Der Experte weist darauf hin, dass die in vielen Unternehmen eingesetzten Desktop-Geräte und Server zwar 80 Prozent ihrer Lebensdauer in Betrieb sind, zeitgleich aber nur zu zehn bis 15 Prozent tatsächlich ausgelastet arbeiten. Angesichts der dafür anfallenden Stromkosten zahle sich ein Umstieg auf moderne Lösungen aus. "Server-, Desktop- sowie Storage-Virtualisierungen nehmen einen immer größer werdenden Stellenwert ein", meint Neuhold im Gespräch mit pressetext.

Ein weiteres Dilemma bei der Umsetzung von Green IT sieht der Fachmann in der nach wie vor fehlenden Kennzeichnung der Geräte entsprechend ihres Stromverbrauchs. Hinzu kommt, dass sich zwar die Großindustrie vielerorts über die anfallenden Kosten für den Betrieb der IT bewusst ist, vielen Klein- und Mittelbetrieben jedoch noch immer ein Überblick darüber fehlt. Zu dieser Einschätzung gelangte auch Ralph Hintemann, Bereichsleiter IT-Infrastruktur, Endgeräte und Systeme beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM), im pressetext-Interview. "Es wissen noch immer nur rund zehn Prozent der Unternehmen, wie hoch die Kosten für den Betrieb der Systeme ausfallen", so der Experte. Es sei jedoch damit zu rechnen, dass sich auch das KMU-Umfeld in den kommenden zwei bis drei Jahren auf die geänderten Rahmenbedingungen einstellen wird.

Sun-Manager Neuhold sieht den rasant fortschreitenden Technologiewandel aber auch kritisch. "Wenn man bedenkt, dass Business-Desktop-PC-Systeme durchschnittlich alle drei bis fünf Jahre und Server etwa alle neun Jahre ausgewechselt werden, bedeutet dies auch ein erhebliches ökologisches Abfallproblem", verdeutlicht Neuhold auf Nachfrage von pressetext. Vor allem in England sei die Situation mittlerweile so gravierend, dass bereits Überlegungen zum Verklappen des Elektronik-Schrotts ins Meer geäußert wurden. Trotz der ungelösten Entsorgungsprobleme rät der Experte Unternehmen in kosten- und stromsparende Hardware wie ganzheitlich integrierte Virtualisierungskonzepte rechtzeitig zu investieren. "Ab einem gewissen Zeitpunkt liegen die Kosten für den Betrieb der Server über denen der Anschaffung. Dieses gefährliche ,Crossing-Over' sollten alle Unternehmer, die IT-Infrastruktur betreiben und auf diese angewiesen sind, stets im Hinterkopf behalten", so Neuhold.

Einer aktuellen Erhebung des BITKOM nach achten immer mehr Verbraucher beim Kauf von IKT-Geräten auf Energie- und Umwelteigenschaften. Leistungsmerkmale spielen nicht länger das dominante Kriterium, sondern Bedienungsfreundlichkeit und Services rücken verstärkt in den Fokus. So gaben 41 Prozent der Deutschen an, dass der Energieverbrauch für sie ein sehr wichtiger Entscheidungsgrund beim Kauf von Computern, Monitoren, Druckern und anderen Hightech-Produkten ist. "Seit Beginn der Klimadebatte stellen wir ein Umdenken bei den Verbrauchern fest. Waren früher Leistungsfähigkeit und Preis die mit Abstand wichtigsten Kaufkriterien, so schauen die Kunden nun verstärkt auf die Energieeffizienz", so BITKOM-Präsidiumsmitglied Martin Jetter. Laut dem Fachmann wandle sich Green IT von einem reinen Business-Aspekt auch zu einem Verbraucher-Thema. (pte)