Externe Faktoren

Banken verlieren Kontrolle über eigene Entwicklung

15.09.2008
Von pte pte
Die Zukunft der Banken ist in ungewissen Händen, folgt man der weitläufigen Meinung des Finanzsektors selbst.

Wie das Softwarehaus SAP analysiert, liegt der Einflussbereich auf die Entwicklung der Bankenlandschaft zunehmend außerhalb der Kontrolle der Institute. "Angesichts des aktuellen wirtschaftlichen und demografischen Wandels gehen 82 Prozent der Führungskräfte europäischer Banken davon aus, dass externe Faktoren wie die Kreditkrise die Bankenbranche künftig wesentlich stärker beeinflussen werden als intern getriebene Veränderungen", schreibt SAP. Die Häuser würden zudem nur allzu oft in die falsche Richtung steuern.

"Wir haben auf die allgemeine Entwicklung in der Bankenbranche keinen Einfluss mehr", zitiert SAP einen Bankenvertreter. Angesichts der Dimensionen, die etwa die Kreditkrise mittlerweile angenommen hat, bleibt zwar zumindest die Frage offen, ob die Kontrolle über die Zukunft der Finanzbranche zu leichtfertig aus der Hand gegeben wurde. Dennoch müssten sich die Verantwortlichen in jedem Fall auf neue Spielregeln einstellen. So sehe mehr als die Hälfte der Banken-Führungskräfte die Kreditkrise als einen Aspekt längerfristiger Veränderungsprozesse der Finanzbranche. Durch die eingeschränkte Kreditvergabe werde etwa das Wachstum gebremst, was sich letztendlich auch auf die Kundenbetreuung auswirke.

Besonders im Kundenbereich sei es Banken derzeit aufgrund einer mangelnden oder gar fehlenden Grundlage nicht möglich, neue Segmente zu adressieren. Angesichts der Globalisierung, neuer technologischer Möglichkeiten wie des Web 2.0 oder mobiler Lösungen formen sich neue Kundensegmente künftig jedoch noch schneller und differenzierter als bisher. Die Investitionen und Engagements der Banken seien hingegen zu kurzfristig ausgerichtet und würden vornehmlich dem Zweck dienen, Marktanteile zu halten statt langfristiges Wachstum zu generieren. Zwar würden die Banken den Trend zu einer neuen Kundengeneration erkennen, diesen jedoch nicht zu eigenen Zwecken nutzen.

"Die Banken sehen sich als Opfer der Krise und scheinen zu akzeptieren, dass ihr künftiger Kurs nicht durch die eigenen Visionen, sondern die derzeitige Branchensituation getrieben ist. Solange sich Banken diesem Umstand ergeben, bleibt die Zukunft der Branche ungewiss", meint Arnoud De Meyer, Direktor an der Judge Business School an der Cambridge University. Viele Häuser würden angesichts der anhaltenden Turbulenzen eine abwartende Haltung einnehmen. Es seien jedoch eigene Strategien gefordert, um Zukunftschancen nutzen zu können. (pte)