ERP: IFS folgt mit dem Aurora-Frontend dem Web-2.0-Zeitgeist

22.10.2007
Wie viele andere ERP-Hersteller arbeitet auch das in Schweden beheimatete Unternehmen IFS an einer neuen Benutzeroberfläche. "Aurora" soll sich für verschiedene Benutzergruppen im Unternehmen eignen und Office-Funktionen, Web-Dienste sowie eine ERP-Suche integrieren.

Im nächsten Jahr sollen Anwender mit "Aurora" eine neue Bedienoberfläche für "IFS Applications" erhalten. Kunden mit Wartungsvertrag bekommen den Client kostenlos mit der Version 7.5 der Business-Software. Nach Darstellung des Softwarehauses mit Sitz in Erlangen erleichtert der Client dem Anwender die Arbeit. Beispielsweise gestatte es ihm die Software, ohne Umwege innerhalb der Applikation zu navigieren und gleichzeitig auf externe Informationen und Softwaredienste zuzugreifen. Wer sich beispielsweise Datensätze zu einem Service-Kontrakt anzeigen lässt, kann auf Word-Dokumente zugreifen, in denen Vertragsdetails hinterlegt sind. Einblenden lassen sich ferner externe Web-Dienste, so dass sich unterschiedliche Elemente auf der ERP-Oberfläche kombinieren lassen ("Mesh-Ups"). Dazu zählen digitale Karten, die sich der Service-Techniker anzeigen lassen kann, um den Web zum Kunden zu finden. Fester Bestandteil von Aurora ist ferner die unlängst vorgestellte ERP-Suchmaschine (siehe auch "ERP-Suche von IFS"). Mit ihr kann der Nutzer Einträge wie Personen, Lieferanten sowie Transaktionsdaten schnell finden.

Über selbst definierbare "Shortcuts", die an die Bediensymbole des "iPhone" von Apple erinnern, ruft der Benutzer häufig verwendete Funktionen auf. Er erreicht so beispielsweise per Mausklick die Maske zur Auftragsannahme, eine bestimmte Web-Seite oder eine Powerpoint-Präsentation.

Anpassbare Navigation

Aurora (Morgenröte) soll Anwendern die Arbeit mit der IFS-Software erleichtern. Sie können laut Hersteller beliebig innerhalb der Funktionen navigieren, nach Datensätzen suchen und auf Office-Dateien zugreifen.
Aurora (Morgenröte) soll Anwendern die Arbeit mit der IFS-Software erleichtern. Sie können laut Hersteller beliebig innerhalb der Funktionen navigieren, nach Datensätzen suchen und auf Office-Dateien zugreifen.

IFS zufolge eignet sich die Client-Technik sowohl für den Nutzer, der täglich viele Transaktionen auslöst, für den Gelegenheitsanwender, der nur hin und wieder Daten abruft, sowie für mobile ERP-Anwender. Aus diesem Grund kann für den jeweiligen Nutzerkreis die Art und der Umfang der Bildschirmelemente eingestellt werden. Ein Sachbearbeiter in der Warenannahme findet auf seinem Desktop beispielsweise nur vier Symbole für die für ihn wichtigen Transaktionen zum Einbuchen von angelieferten Artikeln. Ferner berücksichtigt Aurora unterschiedliche Netzbandbreiten und Formfaktoren von Displays, was insbesondere bei mobilen Anwendern zum Tragen kommt. Beispielsweise können Notebook-Anwender auch offline arbeiten und ihre Daten synchronisieren. Eine Office-Integration versetzt den Nutzer in die Lage, beispielsweise Kundendaten aus einer ERP-Maske in Microsoft Outlook zu übernehmen.

Ajax war nicht geeignet

Aurora wurde mit Hilfe der .NET-Entwicklungsumgebung "Visual Studio 2005" gebaut. Die populäre Technik Ajax kam nicht zum Zuge, da sie nach Überzeugung von Dan Matthews, CTO von IFS, in Sachen Geschwindigkeit, Produktivität der Entwicklungsumgebungen, Skalierbarkeit sowie der grafischen Möglichkeiten nicht genug zu bieten hatte. Allerdings nagelt der ERP-Hersteller mit der .NET-Software seine Kunden Client-seitig auf die Windows-Plattform fest. Im Backend stützt sich IFS auf Oracle-Middleware, am Frontend folgt der schwedische ERP-Anbieter indes nicht den vom Datenbankprimus favorisierten Web-/Ajax-Ansatz.

Auch andere ERP-Anbieter hatten in letzter Zeit neue ERP-Frontends präsentiert. Einerseits sind diese Ansätze dem Zeitgeist geschuldet, da in Zeiten von Google angestaubte Bedienoberflächen nicht mehr ins Bild passen. Zudem erledigen Anwender im Unternehmen vermehrt stark unterschiedliche Aufgaben, die sich nicht mehr in die Modulphilosophie (Finanzwesen, Einkauf, Verkauf und Produktion) von ERP-Lösungen pressen lassen. Daher benötigen sie Clients, die sich flexibel anpassen sowie mit Office- und Web-Funktionen verbinden lassen. Zudem machen die SOA-Entwürfe der ERP-Lieferanten neue Interfaces erforderlich. Neben dem höheren Bedienkomfort versprechen die Hersteller den Kunden auch weniger Aufwand in der Systemadministration, da die neuen Client-Programme oft nicht mehr lokal installiert werden müssen. (fn)