Windows und Linux im RZ

x86-Server erobern das Data Center

11.05.2009
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Megatrend Virtualisierung

Zu den wichtigsten Treibern des x86-Marktes gehört der Trend zur Virtualisierung, darin sind sich Experten einig. Bemerkenswert erscheint diese Entwicklung vor allem deshalb, weil die x86-Architektur im Gegensatz zu den mächtigen Konkurrenten aus dem Risc/Unix-Lager zunächst gar nicht für virtualisierte Umgebungen ausgelegt war. Das aber ändert sich derzeit. Die Prozessorhersteller Intel und AMD arbeiten mit Hochdruck an einer verbesserten Unterstützung von Virtualisierungstechniken. Moderne Chipsets und CPUs entlasten beispielsweise die ressourcenhungrigen Hypervisor von VMware, Citrix oder Microsoft von Routineaufgaben und sorgen für eine deutlich höhere Verarbeitungsleistung in virtualisierten Server-Umgebungen.

Mit Hilfe von Virtualisierungstechniken können Unternehmen mehrere dezentrale Server jetzt auch auf leistungsstarke x86-Server konsolidieren. Diese Option war lange Risc-Unix- oder Mainframe-Plattformen vorbehalten, die dazu ausgereifte Techniken anboten. Die oberbayerische Alphaform AG beispielsweise, ein Komplettanbieter im Bereich Rapid Prototyping und Kleinserien, konsolidierte 14 dezentrale x86-Server auf vier leistungsstärkere SunFire Server mit jeweils zwei Opteron-CPUs von AMD. Sowohl Server- als auch Speichersysteme arbeiten virtualisiert unter dem ESX-Server der EMC-Tochter VMware. Der Energiebedarf des Rechenzentrums sank nach der Umstellung um 39 Prozent, zugleich benötigt das Unternehmen 60 Prozent weniger Platz für die zentralen Systeme. "Für die x86-Architektur sprach eindeutig der Preis", erläutert IT-Leiter Kai Fahr. Klassische Risc-Unix-Server, wie sie gerade in konsolidierten Umgebungen häufig genutzt werden, kamen für ihn nicht in Frage.

In ganz anderen Dimensionen dachten die IT-Verantwortlichen des Prozesstechnikherstellers Endress+Hauser. Sie ersetzten rund 250 Dell-Server durch sieben Intel-basierende Highend-Server von IBM. Die Rechner laufen unter Microsoft Windows 2003 und nutzen die Virtualisierungssoftware ESX V3 von VMware. Jeder Server ist mit rund 20 logischen Partitionen konfiguriert. Bei einer Nettoinvestition von 1,2 Millionen Euro ergebe sich ein jährliches Sparpotenzial von 1,4 Millionen Euro, berichten die Verantwortlichen. Das eingesetzte Kapital rentiere sich damit bereits nach zehn Monaten.

Blades - die Rising Stars im Server-Markt

Am meisten profitiert die x86-Architektur vom Formfaktor der Blade-Systeme, dem derzeit am schnellsten wachsenden Segment im Server-Markt. Gartner berichtet von jährlichen Steigerungsraten von 18 Prozent bezüglich der verkauften Systeme und 16 Prozent gemessen am Umsatz. Unternehmen sähen in den flachen Servern eine Ergänzung zu den bereits vorhandenen Systemen, erklären die Marktforscher das Phänomen. Sie wollten damit insbesondere Platz und Energie sparen. Immer mehr IT-Manager nutzten x86-basierende Blades als strategische Plattform im Rechenzentrum.

Dazu beigetragen hat auch die stetig zunehmende Leistung der Prozessoren mit mehreren Rechenkernen (Multicore). Intels kürzlich vorgestellte neue Xeon-Architektur ("Nehalem") etwa bringt den Rechnern einen weiteren Schub. "Heute erhältliche x86-Server wären im Jahr 2000 noch als Highend-Systeme für den SAP-Betrieb klassifiziert worden", vergleicht IBM-Manager Wittmann. Dementsprechend drängen x86-Systeme in Anwendungsbereiche vor, die lange Zeit eine Domäne von Risc-Unix-Plattformen oder Großrechnern waren. Wittmann zählt dazu unter anderem ERP-Systeme, Datenbanken, Business Intelligence und Data Warehousing.