CEO von Fujitsu-Siemens Computers

Alle Mainframe-Anwender denken an Linux

20.06.2008
Von Hermann Gfaller
Bernd Bischoff, President und CEO von FSC, äußerte sich gegenüber der COMPUTERWOCHE zur Zukunft des Mainframes.

CW: Welche Rolle spielen Mainframes bei FSC generell?

BISCHOFF: Die Spitzenprodukte der S-Reihe mit CMOS-Architektur werden weitergebaut und fortentwickelt. Die Leistung steigt bei etwa gleichem Preis. Wir gehen davon aus, dass wir mit den neuen leistungsstärkeren Rechnern den prinzipiellen Abwärtstrend im Markt ausgleichen können.

Bernd Bischoff, President und CEO von FSC, sagt, dass im Umfeld neuer Applikationen klassische Mainframe-Technik nur in Ausnahmefällen zu positionieren ist.
Bernd Bischoff, President und CEO von FSC, sagt, dass im Umfeld neuer Applikationen klassische Mainframe-Technik nur in Ausnahmefällen zu positionieren ist.
Foto: FSC

CW: Ist der Sinkflug der Mainframes gestoppt?

BISCHOFF: Nicht ganz. Natürlich werden Anwendungen wie etwa von SAP zunehmend auf andere Plattformen verlegt, aber bei den vielen Individuallösungen ist das weit schwieriger. Und wenn dahinter riesige Datenbanken stehen, dann bietet der Mainframe immer noch die ideale Plattform. Außerdem lassen sich neuere Großrechner problemlos in Internet-Umgebungen integrieren. Aber im Umfeld neuer Applikationen ist klassische Mainframe-Technik nur in Ausnahmefällen zu positionieren. Hier werden moderne Architekturen bevorzugt.

CW: IBM würde bei Mainframes nicht von veralteter Technik sprechen.

BISCHOFF: Natürlich sind heutige und künftige CMOS-Systeme hoch performant. Aber klassiche Mainframe-Eigenschaften wie die hundertprozentige Verfügbarkeit und 99-Prozent Auslastung können wir heute auch auf Intel-Maschinen bieten. Das ging mit den Intel-Chips vor zwei Jahren noch nicht.

CW: Auf den neuen SQ-Intel-Systemen sollen neben BS2000- auch Linux- und Windows-Anwendungen laufen. Was bedeutet in diesem Zusammenhang Migrationsplattform?

BISCHOFF: Alle modernen Anwendungen entstehen auf x86-Architekturen. Wir wollen unsere BS2000-Kunden in die Lage versetzen, ihre bisherigen Anwendungen, sofern das möglich ist, zu migrieren oder zumindest mit den modernen Programmen zu kombinieren.

CW: Sie wollen also, dass Ihre Kunden unterhalb der S-Klasse möglichst viele ihrer BS2000-Anwendungen auf Linux oder Windows portieren?

BISCHOFF: Wir reagieren lediglich auf die Bedürfnisse unserer Kunden. Es gibt keinen Mainframe-Anwender, der nicht in Richtung Linux oder Windows denkt. Unsere Strategie ist, den Kunden eine Plattform anzubieten, bei der sie die Geschwindigkeit des Umstiegs selbst bestimmen können.

CW: Sollen die neuen Systeme in den Leistungsbereich der S-Systeme hineinwachsen?

BISCHOFF: Das hängt natürlich davon ab, was Intel uns hier bieten kann. Aber bei den bisherigen Leistungszuwächsen der x86-Architektur braucht man sich da keine Gedanken zu machen.

CW: Vor zwei Jahren haben Sie mit der SX-Reihe ähnliche Systeme unter Sparc für BS2000 und Solaris auf den Markt gebracht. Wie passt die Intel-Ankündigung zu dieser Sun-Partnerschaft?

BISCHOFF: Damals wollten sich noch viele Kunden in Richtung Unix bewegen. Das ist heute anders. Heute wollen sie vor allem zu Windows und in zweiter Linie in Richtung Linux. Das ändert nichts an unserer guten Partnerschaft mit Sun.

CW: Unterstützen Sie die Migration auch softwareseitig?

BISCHOFF: Nein, wir kümmern uns um die Hard- und Middleware sowie um die Services. Bei der Software verlassen wir uns auf Partner. (jm)