Greenpeace

Schmuggel mit Elektronikschrott aufgedeckt

18.02.2009
Von pte pte
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat Beweise für den Schmuggel von Elektroschrott nach Afrika durch europäischen Recyclingfirmen vorgelegt.

Diese Unternehmen haben bereits zum wiederholten Male mit dem Vorwurf zu kämpfen, Elektromüll illegal in das Ausland zu exportieren. Greenpeace hat nun einen kaputten Fernseher mit einem GPS-Sender ausgestattet und seinen Weg bis nach Nigeria verfolgt. Obwohl das Gerät den gesetzlichen Bestimmungen nach im Inland entsorgt werden müsste, gelangte es dennoch nach Lagos. "Deklariert war das Gerät als Second-Hand-Ware", sagt Claudia Sprinz, Chefredakteurin der Greenpeace-Homepage marktcheck.at, im Gespräch mit pressetext.

Entwicklungsländer werden als Mülldeponien missbraucht.
Entwicklungsländer werden als Mülldeponien missbraucht.
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Das Greenpeace-Team hat das TV-Gerät bei BJ Electronics, einem britischen Recycling-Unternehmen im englischen Hampshire, abgegeben. Anstatt das irreparable Gerät jedoch einer ordnungsgemäßen Verwertung zuzuführen verkaufte das Unternehmen den Fernseher als Gebrauchtware weiter und verschiffte es nach Nigeria. "Das Gerät wurde zuvor kein einziges Mal auf seine Funktionstüchtigkeit geprüft", erklärt Sprinz. Abertausende ausrangierter elektronischer Produkte finden tagtäglich auf diese Weise den Weg nach Afrika. Sämtliche EU-Richtlinien in Bezug auf den Elektronikmüll-Handel werden dabei missachtet. "Vor allem Europa, Japan, Südkorea und die USA missbrauchen Entwicklungsländer wie Nigeria, Ghana, Pakistan - aber auch Indien und China - als riesige Mülldeponien", kritisiert Greenpeace.

"Für Elektroschrott besteht ein Exportverbot. Durch die Deklaration als Second-Hand-Ware umgehen die Firmen dies", moniert Sprinz. Die afrikanischen Händler kaufen die Warenladung, um tatsächlich funktionstüchtige Geräte weiterzuverkaufen. Der ausgesonderte Schrott wird anschließend zerlegt, was vorwiegend von Kindern erledigt wird, berichtet Sprinz. Diese sind schließlich auch dem Giftmüll ausgesetzt. Reporter des britischen Senders Sky News haben die Aktion von Greenpeace begleitet und berichten, wie Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren versuchen, den Schrott zu verwerten. "Sie verbrennen das Plastik der Kabel und der Leiterplatten, um an die Metalle heranzukommen. Was sie dabei nicht wissen ist, dass sie schädliche Chemikalien und hochgiftige Dämpfe einatmen", schildern die Reporter.

"Die Herstellerfirmen könnten diesen gefährlichen Schmuggel selbst stoppen, indem sie ihre Produkte einfach frei von giftigen Bestandteilen halten", fordert Chemiker Martin Hojsik von Greenpeace International. "Es ist allerhöchste Zeit, dass sich diese Unternehmen ihrer Verantwortung endlich bewusst werden und damit aufhören, die Menschen und die Umwelt in den Entwicklungsländern zu vergiften", sagt Hojsik. Greepeace legt regelmäßig den Ratgeber "Grüne Elektronik" vor, in dem Hersteller hinsichtlich ihrer verantwortungsbewussten Produktion bewertet werden. "Es ist überhaupt kein Problem auf giftige Stoffe bei der Produktion zu verzichten. Viele Unternehmen haben dies bei der Herstellung ihrer elektronischen Geräte bereits demonstriert", berichtet Sprinz. Es sei an der Zeit, dass sich diese Einstellung in der gesamten Branche durchsetzt. (pte)