Spitzelaffäre

Telekom soll auch Festnetzanschlüsse ausgespäht haben

21.11.2008
Die Spitzelaffäre der Deutschen Telekom zieht offenbar immer weitere Kreise. Laut der Bonner Staatsanwaltschaft gibt es inzwischen Hinweise darauf, dass auch Festnetzanschlüsse von den Bespitzelungen betroffen seien.

Der Bonner Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel bestätigte am Donnerstag einen Bericht des "Handelsblatts". Die Zeitung berichtete, dass bei der Suche nach undichten Stellen im Konzern auch die Festnetzanschlüsse von Journalisten überprüft wurden. Bislang war nur von Handy-Verbindungen die Rede gewesen.

Dem Bericht zufolge sind neben dem privaten Festnetzanschluss eines Redakteurs auch dessen Büroanschluss und der eines Kollegen ausgespäht worden. Außerdem seien die Handy-Verbindungen beider Journalisten überprüft worden.

Teilweise seien sogar Anschlüsse anderer Telefongesellschaften betroffen, hieß es. Die betroffenen Firmen bestreiten allerdings, Kundendaten weitergegeben zu haben. Technisch könnte die Telekom dem Bericht zufolge auch ohne Hilfe der Konkurrenten die Verbindungen ins eigene Netz herausfinden.

Der Kreis der Betroffenen weitete sich laut Staatsanwaltschaft inzwischen auf 60 Personen aus. Allerdings wurden erst rund ein Fünftel der vorliegenden Daten ausgewertet. In der vergangenen Woche war noch von 55 Betroffenen die Rede. Wie viele davon bereits die Telekom anzeigten, wurde bislang nicht bekannt gegeben. Neben Journalisten und Aufsichtsräten gehören auch Mitarbeiter, Betriebsräte und unbeteiligte Dritte wie der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske zu den Bespitzelten.

Die Telekom hatte 2005 und 2006 Verbindungsdaten überprüfen lassen, um undichte Stellen im Konzern über die Weitergabe von vertraulichen Informationen zu schließen. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen unter anderem gegen den ehemaligen Vorstandschef Kai-Uwe Ricke und den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel. (dpa/tc)