Ehrenkodex

Call-Center-Betreiber wollen schärfer gegen schwarze Schafe vorgehen

17.11.2008
Die Call-Center-Betreiber in Deutschland wollen schärfer gegen schwarze Schafe ihrer Branche vorgehen.

Wer gegen den 2007 in Kraft getretenen Ehrenkodex Telefonmarketing verstoße, müsse in Zukunft mit Sanktionen rechnen, teilte das Call Center Forum Deutschland (CCF) am Freitag in Brühl bei Bonn mit. Diese reichten von Abmahnungen über Geldstrafen bis zum Verbandsausschluss des Mitglieds. "Wir haben mit der neuen Verfahrensordnung einen Mechanismus geschaffen, mit dem Verstöße wirksam und transparent geahndet werden können", sagte CCF-Präsident Manfred Stockmann.

Abgesehen vom Einhalten der gesetzlichen Rahmenbedingungen verpflichtet der Ehrenkodex die Mitgliedsunternehmen unter anderem, Werbeanrufe nach 20 Uhr zu unterlassen und Telefongespräche höflich zu führen. "Insgesamt gibt es sicher weniger schwarze Schafe, als man denkt - aber deren Methoden wirken sich auf den Ruf der gesamten Branche negativ aus", sagte Stockmann. Seiner Schätzung nach gingen weniger als ein Prozent der Unternehmen tatsächlich "mit krimineller Energie" vor, indem sie etwa Datenmissbrauch betrieben. Es gebe aber einige Call-Center, die sich in einer rechtlichen Grauzone bewegten.

Eine zentrale Beschwerdestelle für Verbraucher, deren Schaffung der CCF bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt hatte, sei bislang noch nicht eingerichtet worden, räumte Stockmann ein. Dies solle aber bis zum kommenden Frühjahr geschehen. Die Zahl der Beschäftigten in den Call-Centern ist in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf rund 440.000 gestiegen. Damit liege das Wachstum unter den Erwartungen - ursprünglich sei ein Anstieg auf 450.000 Mitarbeiter erwartet worden, sagte Stockmann. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte hätten Unternehmen aber angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage ihre Investitionen zurückgefahren.

Zu schaffen machten der Branche auch der Glücksspielstaatsvertrag und das geplante Gesetz gegen unlautere Telefonwerbung, sagte Stockmann. Der Entwurf der Bundesregierung sieht unter anderem bis zu 50.000 Euro Geldbuße bei unerlaubter Telefonwerbung vor.

Der CCF als größter Branchenverband vertritt rund 400 Unternehmen, die mehr als ein Drittel der Call-Center-Arbeitsplätze stellen. Die gesamte Branche erwirtschaftet nach Schätzungen des Verbands einen Jahresumsatz von etwa zwölf Milliarden Euro. (dpa/tc)