BI: Mit dem Applix-Kauf will Cognos Fachabteilungen erreichen

10.09.2007
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Mit der Übernahme des Performance-Management-Spezialisten Applix will Cognos sein Angebot an Planungslösungen ausbauen. Jedoch hat der Aufkäufer wegen sich überlappender Portfolios noch viel Integrationsarbeit vor sich. Das Kernprodukt von Applix ist TM1, eine mehrdimensionale Olap-Datenbank mit In-Memory-Technik.

Für 339 Millionen US-Dollar hat Cognos das US-amerikanische Softwarehaus Applix übernommen. Damit setzt sich der Übernahmereigen im Business-Intelligence-Markt fort. Für Aufsehen sorgte beispielsweise der Kauf von Hyperion durch Oracle. SAP bediente sich ebenfalls und kaufte Outlooksoft. Und fast zeitgleich mit dem Cognos-Deal gab Business Objects bekannt, die auf Datenqualität spezialisierte deutsche Firma Fuzzy Informatik kaufen zu wollen, was allerdings eine vergleichsweise kleine Transaktion darstellt.

Grund für die Übernahmen ist auch die steigende Nachfrage nach Software für Business Intelligence. Viele Unternehmen räumen solchen Lösungen hohe Priorität ein. Laut einer Studie der Marktforscher von IDC stiegen im Jahr 2006 die weltweiten Umsätze gegenüber dem Jahr 2005 um 11,5 Prozent auf 6,25 Milliarden Dollar. Den größten Teilmarkt bildet weiterhin Amerika mit einem Anteil von 52,8 Prozent, gefolgt von der Region Europa, Naher Osten, Afrika (EMEA) und Asien/Pazifik.

Planung für Vertrieb und Logistik

Nach Ansicht von Carsten Bange, Geschäftsführer von Barc aus Würzburg, ein Kenner der BI-Szene, zielt der Schritt von Cognos darauf ab, sich als Anbieter von Planungslösungen für Fachabteilung zu profilieren. Gemeint sind Module zur Finanz-, Vertriebs-, Logistik- und Einkaufsplanung. Zwar verfügt Cognos bereits über Planungsapplikationen, doch mit denen konnte das Unternehmen die gesteckten Ziele offenbar noch nicht erreichen.

Gegenüber den BI-Playern Business Objects, SAS Institute, Cognos, Microsoft und Oracle/Hyperion zählt Applix eher zu den kleineren Anbietern. Das Unternehmen hat sich vor allem mit dem Produkt "TM1" einen Namen gemacht. Das System verkauft sich gut und war mit ausschlaggebend für die Übernahme. Der 64-Bit-fähige Olap-Server erlaubt Auswertungen im Arbeitsspeicher ("In-Memory"). Mit dieser Technik lassen sich Daten multidimensional aufbereiten und für Planungsläufe schnell auslesen. Neben der Technik sichert sich Cognos auch 3000 Applix-Kunden.

Cognos muss seine Produktstrategie überdenken

Ganz überraschend kommt der Firmenkauf nicht: "Applix war mit einer Marktkapitalisierung von 260 Millionen US-Dollar schon länger ein Übernahmekandidat", so Bange. Doch wie so oft bei Firmenzukäufen wirft die künftige Produktstrategie Fragen auf. Die Portfolios beider Unternehmen überlappen sich. Dazu zählt wie bereits erwähnt die Planung. Cognos verwendet seine "Powercubes" für die Datenanalyse und nutzt zur Planung eine multidimensionale Datenbank. Applix hingegen wickelt beide Aufgaben auf TM1 ab. Der Barc-Experte geht davon aus, dass nicht alle Analyse- und Planungsprogramme beider Firmen weiterentwickelt werden dürften. "Es wird sich herausstellen, ob Cognos letztlich nur die Applix-Kunden kaufen wollte oder willens ist, die Produkte ins Portfolio zu integrieren", meint Bange. Die Basistechnik TM1 sei eine gute Ergänzung. "Es wäre töricht, wenn Cognos diese Datenbank nicht weiternutzen würde."

Applix ist als SAP-Ergänzung gefragt

Integrationsaufgaben gibt es auch anderswo: Nach den Worten von Timothy Hickernell, Analyst beim Marktforschungsunternehmen Infotech Group, müssen beide Hersteller darüber hinaus ihre Lizenz- und Preismodelle harmonisieren.

Applix macht in Europa mehr Umsatz als in den USA. Interessant ist die Planungslösung des übernommenen Unternehmens auch für SAP-Anwender, da sie sich als Ergänzung zum Business Information Warehouse (BW) nutzen lässt. Applix ist der einzige Planungsanbieter, dessen Applikationen Daten direkt ins BW zurückschreiben kann. Hierzulande unterhält die Firma Niederlassungen in Frankfurt am Main und in München. (fn)