Projekt-Management

Training, Mentoring, Coaching - alles eins?

09.04.2012
Von Michael Schiedermeier
Informatiker, die eine Projektleitung übernehmen, brauchen entsprechendes Training. Oder Mentoring. Oder Coaching. Aber was ist was? Ein Experte klärt auf.

Jedes Wochenende stehen Trainer am Spielfeldrand und weisen ihre Mannschaft an, das Runde in das Eckige zu transportieren. Sind das nun Trainer oder Coaches? In aktuellen Musik-Casting-Shows tummeln sich Coaches auf bequemen Sofas und coachen ihre Sänger. Oder die Profis aus dem Musikgeschäft sagen ihren Schützlingen, wie sich die neuen Superstars am besten auf der Bühne präsentieren sollen. Sind sie Mentoren oder Coaches?

Coaching ist nicht gleich Mentoring oder Training.
Coaching ist nicht gleich Mentoring oder Training.
Foto: endostock - Fotolia.com

Die Begrifflichkeiten sind unklar und gehen wild durcheinander. Das gilt auch für den IT-Bereich. Befragt man IT-Abteilungen zum Thema Coaching im Projekt-Management, ist die Antwort häufig: "Das machen wir schon lange". Bei genauem Nachfragen stellt sich jedoch oft heraus, dass die durchgeführten Prozesse eher in den Bereichen Training oder Mentoring angesiedelt sind.

Trainer oder Coach?

Welche Unterschiede zwischen den Konzepten "Training", "Mentoring" und "Coaching" bestehen, wird anhand eines Beispiels aus der IT klar:

Herr C. ist ein 30-jähriger Informatiker mit einer akademischen Ausbildung im Bereich der technischen Informationstechnologie. Nach seinem erfolgreichen Abschluss arbeitet er seit fünf Jahren in einem Softwareunternehmen als ERP-Consultant. Nach anfänglicher Tätigkeit als Entwickler passt er Softwareinstallationen direkt beim Kunden an. Er bekommt seine Aufträge direkt von der Projektleitung und kann somit passive Projekterfahrung in den Bereichen Projektsteuerung vorweisen. Er berichtet seine Arbeitsergebnisse auf Anforderung oder situationsbedingt an die Projektleitung. Nachdem das Unternehmen und die Kunden mit seiner Arbeitsleistung sehr zufrieden sind, soll er künftig als Projektleiter eingesetzt werden.

Zur Unterstützung von Herrn C. bei der Wahrnehmung dieser neuen Aufgabe hat das Unternehmen mehrere Möglichkeiten.

Training

Das Unternehmen entscheidet sich, Herrn C. auf ein Projekt-Management-Seminar zu schicken. In diesem mehrtägigen Seminar lernt der künftige Projektmanager die theoretischen Grundlagen des Projekt-Managements (PM). Neben den klassischen Phasen eines Projektes werden der Sinn und die Bedeutung einzelner PM-Elemente vorgestellt. Je nach Internationalität des Unternehmens von Herrn C. orientieren sich die Trainings an den Standards der internationalen Verbände und finden in deutscher oder englischer Sprache statt.

Der Vorteil dieser Trainings ist, dass die Teilnehmer in wenigen Tagen einen kompletten Überblick über die Projekt-Management-Arbeit erhalten. Problematisch ist jedoch, dass der Überblick allein dem Schulungsteilnehmer meist nicht hilft, künftige Projekte alleine zu managen. Der notwendige Praxistransfer findet kaum statt. Zudem werden diese Trainings oft für Teilnehmer aus verschiedenen Branchen angeboten, so dass konkrete IT-relevante Fragen kaum gestellt werden können.