CW: Welche Qualifikationen sind für eine internationale Karriere notwendig?
Lamson: Bei der Jobsuche und auch später im Berufsleben ist es wichtig, zielstrebig und hartnäckig zu sein, gleichzeitig aber auch flexibel und anpassungsfähig.
CW: Was müssen deutsche Bewerber in den USA beachten?
Lamson: In den USA reicht es oft nicht, eine Bewerbung zu schreiben und auf Antwort zu warten. Häufig wird erwartet, dass der Bewerber anruft und nachfragt. Dieses Telefonat bietet eine Chance, Fragen zu stellen und gegebenenfalls noch einmal die eigenen Qualifikationen hervorzuheben. Außerdem spielen Netzwerke eine weitaus größere Rolle bei der Besetzung von Stellen als in Deutschland. Hierzu können Interessenten Plattformen wie LinkedIn nutzen sowie Konferenzen, Messen oder Seminare.
CW: Wie wichtig sind Zeugnisse?
Lamson: Eigeninitiative, Kreativität, Innovationsfähigkeit und Berufserfahrung werden in den USA oft als wichtiger erachtet als Abschlüsse oder Noten. Außerdem lohnt es sich, nicht nur große und bekannte Firmen wie Google oder Facebook zu kontaktieren sondern auch kleinere Firmen und Startups.
CW: Worin unterscheiden sich Arbeitsweise und Karrierewege in beiden Ländern?
Lamson: Beförderungen und Entlassungen hängen stark von der Performance ab. Das bietet weniger Sicherheit als in Deutschland, allerdings auch einen schnelleren Aufstieg. Außerdem sind Arbeit und Privatleben in den USA weniger stark voneinander getrennt. Es wird erwartet, im Job gut erreichbar zu sein und schnell auf E-Mails zu antworten, auch abends oder am Wochenende. Außerdem ist es wichtig, sich rasch auf neue Situationen und Arbeitsweisen einzustellen und schnell Ergebnisse zu präsentieren. In den USA muss es nicht immer gleich eine 100-prozentige Lösung sein. An Details kann auch im Nachhinein gearbeitet werden. Das ist manchmal schwer mit dem deutschen Perfektionismus zu vereinbaren und erfordert einiges Umdenken.
- Wolf Carlo, Geschäftsführer von Cisco Deutschland,...
- ...arbeitete einige Jahre in Norditalien und Österreich.
- Kadir Dindar, geboren in Istanbul, aufgewachsen in Deutschland...
- ...ist Head of Strategy (u.a. für Asien) bei SAS.
- Sabine Bendiek, Geschäftsführerin von EMC Deutschland, ...
- ...absolvierte einen Master-Studiengang in den USA.
- Reiner Prechtl, HR-Director bei Insight, ...
- ...besucht regelmäßig seine Personalerteams in Paris, Madrid oder Moskau.
CW: Was ist in der Zusammenarbeit mit Kollegen wichtig?
Lamson: Freundlich sein, andere begeistern und loben sind in den USA ein Schlüssel zum Erfolg. Nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern werden Deutsche häufig als kalt, kritisch und manchmal sogar als unfreundlich wahrgenommen. Das kann der Karriere erheblichen Schaden zufügen. In den USA wird stärker das Positive und das schon Erreichte betont als negative Ereignisse oder Hindernisse.
CW: Gibt es in den USA für Frauen bessere Karrierechancen als in Deutschland?
Lamson: Das kommt darauf an, was Frauen bei ihrer Berufs- und Familienplanung wichtig ist. In den USA sind mehr Führungspositionen mit Frauen besetzt als in Deutschland. Zwar gibt es auch hier die sogenannte gläserne Decke und Vorbehalte gegenüber weiblichen Führungskräften, doch die sind weniger ausgeprägt. Trotz einer weitaus höheren Geburtenrate gehen 75 Prozent aller berufstätigen Frauen in den USA einer Vollzeitbeschäftigung nach. Dennoch ist es für Frauen keineswegs unproblematisch, Kinder und Karriere zu vereinbaren.
- Noch bilden sie eine Minderheit: Frauen in der IT haben in den meisten Firmen Exotenstatus, erst recht im Management.
- Ralica Yancheva, Beraterin bei Conargus:
"Die Diskussionen und politischen Debatten zur Frauenquote haben viele Manager für das Thema sensibilisiert." - Inge Hanschke, Geschäftsführerin bei Iteratec:
"Frauen müssen wissen, was sie wollen und gelassen auf das Platzhirschgebaren reagieren." - Rebecca de Souza, Diversity Managerin bei General Electric (GE)
"Zu wenige Frauen in Führungspositionen sind überall in Europa ein Problem, doch besonders in Italien und Deutschland." - Patricia Rezic, verantwortlich für Controlling und Personal bei Projektron
"Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt bei 32 Jahren; viele haben Kinder." - Eva Faenger, Diversity-Managerin bei Hewlett-Packard:
"Besonders im Service und im Outsourcing-Geschäft gibt es Handlungsbedarf." - Claudia Kedor: Leiterin Marketing bei Projektron:
"Wir sprechen schon vor der Geburt des Kindes mit den Kollegen, wie sie sich den Wiedereinstieg vorstellen." - Edeltraud Leibrock, Vorstand IT bei der KfW Bank:
"Frauen tendieren öfters als Männer dazu, ihre Fähigkeiten kritisch zu bewerten." - Katrin Jenkins, Abteilungsleiterin Systemdesign und Customizing bei DB-Systel:
"Junge Mütter sind besonders engagiert, weil sie sich nichts nachsagen lassen wollen." - Claudia Payer, Projektleiterin Commerz Finanz:
"In über 20 Jahren habe ich mir fundiertes IT-Know-how angeeignet, das heute eine solide Grundlage bildet, um Projekte zu leiten."