Barbara Saunier gehört zu den wenigen Frauen in der IT, die es nach oben geschafft haben. Als CIO des Beiersdorf-Konzerns und Geschäftsführerin der IT-Tochter Beiersdorf Shared Service agiert die 56-Jährige seit zwei Jahren sogar in einer Doppelrolle.
Die CIO-Rolle empfindet sie als spannend und anstrengend zugleich: Spannend, weil sie als IT-Chefin mehr als jeder andere global und funktionsübergreifend tätig ist, da die IT alle Aspekte des Konzerns berührt. Anstrengend, weil "sich in Zeiten der Consumerization jeder mit IT auskennt. Als CIO muss man all die guten Vorschläge erst verdauen", sagt Saunier. Die IT-Managerin spricht gern Klartext, sie fordert IT-Hersteller auf: "Hört auf mit den Hochglanzversprechungen und bringt pragmatische sowie flexible Lösungen, die sich schnell umsetzen lassen und Mehrwert bringen. Seid echte Partner in der Zusammenarbeit. Deliver on your promises."
Die wichtigsten CIOs
Mehr über CIOs und ihr Rollenverständnis, ihre Botschaften an IT-Hersteller und Fachabteilungen sowie über ihre Projekte erfahren Sie in unserem gerade erschienen Pocketguide "Top 100. Das COMPUTERWOCHE-Ranking". In diesem Who is who der deutschen IT hat die COMPUTERWOCHE die 100 bedeutendsten Persönlichkeiten in der deutschen IT gewählt und stellt die IT-Macher aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor. Auch zahlreiche CIOs wurden in diese Top-100-Liste aufgenommen. Lesen Sie, wer für uns zu den wichtigsten deutschen IT-Chefs in Anwenderunternehmen gehört.
- Klaus Hardy Mühleck<br />[Platz 4 in der Gesamtwertung]
Wo Klaus Hardy ist, ist vorne. Der 56-jährige CIO der Volkswagen AG drückt als Motorradfahrer gern aufs Gaspedal und sagt, wo es langgeht. Mühleck blickt auf eine BIlderbuchkarriere in deutschen Vorzeigeunternehmen zurück. Den Denkansätzen von Professor August-Wilhelm Scheer nahestehend, verlangte er schon in den 1990ernn eine starke Orientierung der IT an den Kernprozessen des Unternehmens. Auch jetzt ist der studierte Ingenieur für Automatisierungstechnik wieder vorne mit dabei, wenn es um die Einführung von Social-Media-Konzepten in seinem Konzern geht. Hier steht er auf der Seite der "Digital Natives". Der schnellen Wissenvermittlung durch Web-2.0-Technologien kann er viel abgewinnen. - Dr. Thomas Endres <br />[Platz 7 in der Gesamtwertung]
Endres sucht die Verantwortung. Der Konzern-CIO der Lufthansa gibt den deutschen IT-Managern als Sprecher des CIO Colloquiums eine Stimme, zeigt sich auf Kongressen und meldet sich auch mutig im politischen Berlin zu Wort. Er kämpft um eine starke Interessenvertretung der IT-Anwenderunternehmen. Richtet sich das CIO Colloquium vor allem an die IT-Chefs großer Konzerne, sieht sich der konkurrierende CIO-Circle eher als Anwalt mittelständischer IT-Anwender. Endres verfolgt das Ziel, beide Organisationen zusammenzuführen und so ein Pendant zum Bitkom zu bilden, der die Interessen der IT-Hersteller vertritt. - Dr. Michael Gorriz<br />[Platz 8 in der Gesamtwertung]
2007 trennte sich Daimler von Chrysler. Bei der Entflechtung der IT war Michael Gorriz von Anfang an dabei, seit 2008 als CIO und Vice President IT-Management. Für das in Ulm getestete Autoverleihsystem car2go ernannten ihn COMPUTERWOCHE und CIO Magazin 2009 zum CIO des Jahres. - Wolfgang Gaertner<br />[Platz 9 in der Gesamtwertung]
Bei der Deutschen Bank integrierte der CIO des Jahres 2007 die IT der neuen Töchter Berliner Bank und Norisbank. Auch für die Euro- und die Jahr-2000-Umstellung war Gaertner zuständig. Er steht für Stabilität, effiziente Prozesse und Kostensenkungen. 2007 war er CIO des Jahres. - Dr. Rainer Janßen<br />[Platz 10 in der Gesamtwertung]
Der IT- und Prozessstratege hat die IT der Münchener Rück konsequent standardisiert und modernisiert. Mit Humor, Eloquenz und Belesenheit garantiert der promovierte Mathematiker für interessante und unterhaltsame Gespräche. 2008 kürten COMPUTERWOCHE und CIO ihn zum CIO des Jahres. - Dr. Johannes Helbig<br />[Platz 12 in der Gesamtwertung]
Der CIO des Unternehmensbereichs Brief steht für die digitale Transformation der Deutschen Post. Seine konsequente SOA-Strategie fand viel Zustimmung. Unter Helbigs Leitung führte die Post 2010 den E-Postbrief ein. Wenige Monate später wurde der Manager als CIO des Jahres ausgezeichnet. - Dr. Ralf Schneider<br />[Platz 22 in der Gesamtwertung]
Mindestens zwei informationstechnische Großtaten hat Ralf Schneider für den Allianz-Konzern schon vollbracht: die Trennung von der Dresdner-Bank-IT nach dem Verkauf an die Commerzbank und die Zusammenfassung der Spartengesellschaften Sach, Leben und Kranken. - Klaus Straub<br />[Platz 23 in der Gesamtwertung]
leitet die IT-Geschicke des Ingolstädter Autobauers Audi. Nicht nur das. Der studierte Maschinenbauer ist dran an den aktuellen IT-Themen, probiert Neues, ist in CIO-Kreisen aktiv. Seine IT-Projekte haben Signalwirkung und Vorbildfunktion (iPad-Einsatz in der Produktion). Straub hat die Audi -IT vom Dienstleister zum IT-Gestalter und -Partner umgebaut. Darauf ist er stolz. Und seine IT-Strategie überzeugt. Wie 2006 im CW-Wettbewerb "CIO des Jahres", den er souverän gewann. - Michael Neff<br />[Platz 46 in der Gesamtwertung]
Vor großen Aufgaben hat Michael Neff keine Angst. Als er vor elf Jahren als CIO bei den Heidelberger Druckmaschinen anfing, liefen dort in weltweit 175 Niederlassungen etwa 7000 verschiedene Softwareprodukte. Neff standardisierte das Ganze, Geschäftsprozesse und Produkte verbesserten sich. Heute zieht er bei RWE die Fäden in der IT. - Cornelia Rogall-Grothe <br />[Platz 56 in der Gesamtwertung]
Mit Kanzlerin Angela Merkel hat die Bundes-CIO mindestens zweierlei gemein: Sie hat es als Frau bis an die Spitze in einem Metier gebracht, das als Männerdomäne gilt. Und sie hat ein gespaltenes Verhältnis zur Quote. Ihre Begründung: "Es liegt an jedem Einzelnen - egal welchen Geschlechts -, etwas zu verändern und zu bewirken." Basta, würde ein Alt-Bundeskanzler noch anfügen. - Daniel Hartert<br />[Platz 58 in der Gesamtwertung]
Als Bertelsmann-CIO zählte Daniel Hartert zu den Dotcom-Pionieren. Bei Philips modernisierte er die internationale IT-Organisation, standardisierte die ERP-Landschaft und führte in den USA eine neue Generation von Computertomografen auf den Markt. Dann wechselte er zu Bayer. - Barbara Saunier<br />[Platz 75 in der Gesamtwertung]
Angeblich wurden 1984 bewusst einige Lehrer für die Beiersdorf-IT verpflichtet, um die Kommunikation zwischen Fachanwendern und IT-Spezialisten zu ermöglichen. CIO Barbara Saunier hat tatsächlich etwas zu sagen - und das ist nicht hierarchisch gemeint. An IT-Hersteller: "Hört auf mit den Hochglanzversprechungen und bringt pragmatische sowie flexible Lösungen, die sich schnell umsetzen lassen und Mehrwert bringen. Seid echte Partner in der Zusammenarbeit. Deliver on your promises." Und an IT-Anwender: "Eure IT ist besser als ihr Ruf! Traut uns auch mal Lösungen zu, in deren Konzeption wir nicht jeden von euch einbezogen haben, weil wir dann deutlich schneller sein könnten." Manchmal muss es eben Klartext sein.