Von Bayern und Österreichern

Neulich…am Telefon

25.02.2011
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die interkulturelle Kommunikation hat ihre Tücken, auch wenn man scheinbar dieselbe Sprache spricht. Das musste ein bayerischer Softwareunternehmer erfahren, als er bei seinem Kunden in Österreich anrief.

Der Inhaber eines kleinen bayerischen Softwarehauses hat im Zuge gut nachbarschaftlicher Beziehungen einen Entwicklungsauftrag eines Old-Economy-Unternehmens aus der Alpenrepublik ergattert. Der jungdynamische Unternehmer, nennen wir ihn Michael Hintermeier, ruft an, um die letzten Details zu klären. Aber er landet nicht beim Chef selbst, sondern bei dessen Sekretärin.

Manchmal ist gutes Benehmen am Telefon alles andere als einfach.
Manchmal ist gutes Benehmen am Telefon alles andere als einfach.
Foto: Fotolia, microimages

"Kann ich Herrn Wondratschek sprechen?", fällt der hyperaktive Unternehmer mit der Tür ins Haus. "Sie meinen Herrn Magister Wondratschek", kommt es trocken zurück. Hintermeier hat keine Lust auf diese Formalitäten und blafft zurück: "Können Sie mich durchstellen?" Die Sekretärin bleibt unbeeindruckt: "Wen darf ich melden?" Hintermeier wird langsam ungeduldig, unterdrückt seine schlechter werdende Laune: "Ich bin der Geschäftsführer von Hintermeier & Partner". Diese Auskunft reicht der Sekretärin jedoch nicht, sie hakt nach: "Haben Sie studiert?"

Hintermeier tobt innerlich. Nicht einmal die eigenen Mitarbeiter schaffen es, ihn so in Rage zu bringen. Er weiß aber, dass er keine Wahl hat. "Betriebswirtschaft" kommt es einsilbig. Die Sekretärin ist immer noch nicht fertig: "Sie meinen Ökonomie." Am liebsten würde er seinen ganzen Unmut in den Hörer brüllen. Er besinnt sich, es bleibt beim knappen "Ja". Entnervt wartet er auf die - aus seiner Sicht - nächste Gemeinheit. "Ich darf also den Diplomökonom Hintermeier durchstellen." Kurz vor dem Nervenzusammenbruch kam dann doch noch ein gutes Gespräch mit dem österreichischen Geschäftspartner zustande.