GFT-Chef Ulrich Dietz

Was wir von Vordenkern lernen können

24.01.2011
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Kreativität kann man lernen

CW: In dem Buch ist sehr viel von Kreativität die Rede. Wie sieht es denn hierzulande in den Unternehmen aus? Erhalten kreative Mitarbeiter die entsprechende Unterstützung?

DIETZ: Als Unternehmer müssen wir unsere Mitarbeiter dazu bringen, ihren Gedanken Raum zu geben. Wir müssen ihnen - wie übrigens auch unseren Kindern - deutlich machen, das Scheitern genauso wie Aufstehen zum Leben dazu gehört. Die Schwierigkeit ist jedoch: Je größer ein Unternehmen wird, desto wichtiger sind Formularien und Regeln. Das führt leider zu einer gewissen Unbeweglichkeit. Mein Resümee: Die Mitarbeiter dürfen weder eingeengt werden noch darf man alles zulassen.

CW: Wenn Menschen mit neuen Ideen im Elfenbeinturm sitzen, bringt es wenig. Wie sollte der Gedankenaustausch stattfinden?

DIETZ: Alle, mit denen ich gesprochen habe, nutzen Möglichkeiten, die sich aus der zunehmenden Globalisierung ergeben. Sie arbeiten mit Kollegen aus unterschiedlichen Ländern zusammen, sie kommunizieren weltweit, sie "erobern" Märkte weltweit. Entstehen können Ideen auch in so genannten Ideenwerkstätten - egal in welchem Teil der Welt. Was dazu benötigt wird, sind Pioniere und Erneuerer - ganz gleich welcher Hautfarbe oder Glaubensrichtung.

CW: Kann man Kreativität lernen oder ist einem die in die Wiege gelegt?

DIETZ: Man kann lernen, kreativ zu sein. Viele haben das sogar gelernt, setzen es jedoch später nicht um. Deshalb ist es notwendig, von klein auf, in der Schule, an der Universität und später im Beruf, Versuch und Irrtum, Scheitern und Verantwortung zu trainieren. Dann würden in den Einstellungsverfahren vielleicht weniger die anpassungsfähigsten, als vielmehr die unabhängig denkenden Bewerber bevorzugt. Kreativ sein heißt auch, sich unbekümmert einem Thema zu nähern und nicht darüber zu grübeln, was andere dazu sagen.

CW: Und wo kommt die Neugierde bei Ihnen her?

DIETZ: Ich bin in einem stark vom Ingenieurwesen geprägten Umfeld aufgewachsen - und auch Ingenieure, die auf dem Land tätig sind, entwickeln viele interessante neue Ideen. Ich jedenfalls war schon immer neugierig - wie so viele andere auch.

Buchtipp: The new New

Wie entsteht Neues? Wie wird es gedacht und gemacht? Auf welche Hindernisse trifft neues Denken oftmals? Fragen wie diesen ist Ulrich Dietz nachgegangen.

Für sein Buch "The new New" sprach der GFT-Vorstandsvorsitzende mit 18 Pionieren und Vordenkern aus Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst zum Thema "Innovation". Kernelement der Interviews war die Leidenschaft, sich ständig neu zu erfinden, Bestehendes immer wieder zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.

Ulrich Dietz: The new New, DISTANZ 205 Seiten, 49,90 Euro