Bewerbung 2.0

Per Twitter zur Karriere

17.03.2010
Von Constantin Gillies

Auf allen Kanälen senden

Zum Aufbau einer Online-Persönlichkeit gehört es, die Profilseite bei Twitter zu pflegen und eine aussagekräftige Kurzbeschreibung der eigenen Person zu hinterlegen. Im Idealfall enthält sie Wörter, nach denen ein Arbeitgeber suchen könnte - etwa "C++- Programmierer". Außerdem sollte das Profil mit weitergehenden Links angereichert sein. Besonders wirksam: Auf Twitter selbst Themen anreißen und auf einen ausführlichen Beitrag im eigenen Blog verlinken. "Tweets sollten möglichst häufig auf die Person verweisen beziehungsweise damit in Verbindung gebracht werden - und nicht nur auf externe Quellen", so zur Jacobsmühlen.

Im Klartext: Mitzwitschern ist wichtig, stellt aber nur ein kleines Steinchen im großen Selbstvermarktungs-Puzzle dar. Wer als Bewerber im Netz sichtbar werden will, muss auf allen Kanälen senden. Dazu gehört neben dem traditionellen Blog ein aktuelles Profil bei allen großen Netzwerken. Wer obendrein zum Beispiel auf Facebook und Xing aktiv ist, erhöht seine Chancen, gefunden zu werden, weiter. Das klingt nach viel Arbeit. Doch die Zeit ist gut investiert, prognostiziert zur Jacobsmühlen: "Wer jetzt dabei ist, wird vom Aufschwung der Social Media nach oben gepusht."

Doch wie bei jedem Hypethema ist auch beim so genannten Twitcruiting eine gesunde Dosis Skepsis angezeigt. Dass Twitter nämlich tatsächlich Menschen in Lohn und Brot bringt, ist bisher die Ausnahme. Insgesamt fällt das Interesse der Twitter-Gemeinde an Jobpostings noch verhalten aus. Wer den Beweis sucht, braucht sich nur die TinyURLs anzuschauen, mit denen zu den Stellenanzeigen verlinkt wird. Ein angehängtes "+" hinter der URL offenbart die Wahrheit: Oft sind die Zugriffsraten einstellig. Einen Twitter-Kandidaten wirklich eingestellt hat - neben Berater Eck - nur die Deutsche Bahn (twitter.com/dbKarriere), und dabei handelte es sich um einen Praktikanten.

Qualität muss noch besser werden

Andrea Schönwetter, Deutsche Telekom: 'Wir müssen die Leute dort abholen, wo sie unterwegs sind.'
Andrea Schönwetter, Deutsche Telekom: 'Wir müssen die Leute dort abholen, wo sie unterwegs sind.'

Wie geht es also weiter mit der Jobsuche via Twitter? Sicher ist, dass sich die Qualität der getwitterten Stellen verbessern wird. Derzeit dominieren Praktikanten- und Einsteigerjobs, leitende Positionen sucht man vergebens - noch. "Auf lange Sicht werden wir auch die Berufserfahrenen über Social Media erreichen", erwartet Telekom-Personalerin Schönwetter. Sie rechnet damit, dass in zwei Jahren bis zu 20 Prozent aller Jobs über soziale Netzwerke vergeben werden.

Ein Aspekt könnte besonders für IT-Profis interessant werden. Viele Personalabteilungen ächzen nämlich jetzt schon unter Arbeitslast und haben schlichtweg keine Zeit, um auch noch im Web 2.0 nach Kandidaten zu fahnden. Hinzu kommt, dass in vielen Personalabteilungen nicht unbedingt geballte Web-2.0-Kompetenz zu Hause ist. In diese Bresche könnten in Zukunft IT-Spezialisten springen, die in den Personalbereich wechseln. "Amerikanische Unternehmen gründen schon Abteilungen für die Rekrutierung über Social Media, in denen auch IT-Experten sitzen", erzählt zur Jacobsmühlen.