Bewerbung 2.0

Per Twitter zur Karriere

17.03.2010
Von Constantin Gillies

Firmen suchen den Dialog

Auf Seite der Arbeitgeber sind es momentan vor allem große Firmen, die microbloggen: Die Deutsche Telekom etwa sendet seit letztem Jahr regelmäßig Jobtweets (twitter.com/TelekomKarriere). "Wir müssen die Leute da abholen, wo sie unterwegs sind", begründet Andrea Schönwetter, Leiterin Personal-Marketing. Dabei setzen die Bonner in ihrem Twitterkanal nicht nur auf Jobposting, sondern streuen auch Karrieretipps und Veranstaltungshinweise ein. "Es geht uns darum, in den Dialog mit den Bewerbern zu treten", sagt Schönwetter.

Klaus Eck, Social-Media-Berater: 'Man sollte den Twitterkanal des potenziellen Arbeitgebers im Blick behalten.'
Klaus Eck, Social-Media-Berater: 'Man sollte den Twitterkanal des potenziellen Arbeitgebers im Blick behalten.'

Den ganzen Weg ist der Münchner Blogexperte Klaus Eck gegangen: Er hat seinen neuesten Mitarbeiter tatsächlich über Twitter gefunden. Eck informierte per Kurznachricht über die freie Stelle und führte auch die Gespräche via Twitter. "Es gab 4000 Zugriffe auf die Ausschreibung - das hat mich verblüfft", sagt Eck, dessen Nachrichtenstrom auf Twitter über 8800 Menschen abonniert haben (Follower). Am Ende blieben 23 Bewerber übrig, unter denen sich der Kommunikationsberater einen Kandidaten aussuchte.

Solche Erfolgsgeschichten lassen Personaler hellhörig werden und produzieren Nachahmer. Die Nebenwirkungen sind absehbar: Mehr Jobs auf Twitter, mehr Jobsucher, mehr Grundrauschen. Wie also können Bewerber im kommenden Dauergezwitscher noch auffallen? "Man sollte den Twitter-Kanal des potenziellen Arbeitgebers im Blick behalten und versuchen, frühzeitig über @-Replies (direkte Ansprache) in den Dialog zu treten", rät Experte Eck. Das Kalkül: Wer den Personalern schon einmal durch fachlich kluge Anmerkungen aufgefallen ist, hat bei einer Stellenausschreibung später bessere Karten. Es gilt die alte Regel aus der Offline-Welt: Warme Kontakte stechen!

Wichtige Vermarktungsplattform

Thorsten zur Jacobsmühlen, Social-Media-Berater: 'Es geht darum, als Fachmann wahrgenommen zu werden.'
Thorsten zur Jacobsmühlen, Social-Media-Berater: 'Es geht darum, als Fachmann wahrgenommen zu werden.'

Twitter fungiert also weniger als Stellenbörse und mehr als Vermarktungsplattform für Bewerber. "Es geht darum, auf diesem Weg als Fachmann wahrgenommen zu werden, selbst zur Marke zu werden", sagt Thorsten zur Jacobsmühlen, Experte für Rekrutierung über soziale Medien. Der Verfasser des bekannten Weblogs blogaboutjob.de rät: Wer eine neue Stelle sucht, sollte zunächst selbst auf Twitter aktiv werden. Es gilt, interessante Nachrichten aus der eigenen Fachcommunity aufzugreifen (retweeten), zu kommentieren oder direkte Antworten (@-Replies) an die Verfasser der Tweets zu schicken. Dabei ist es wichtig, nicht nur mit einem witzigen Nickname, sondern auch als Person in Erscheinung zu treten. "Interessierte Unternehmen müssen wirklich etwas über Sie herausfinden können", betont zur Jacobsmühlen.