Die Software fährt immer mit

Im Maschinenbau geht nichts ohne IT-Wissen

14.10.2009
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Informatik und Maschinenbau, ehemals unabhängige Disziplinen, sind zunehmend aufeinander angewiesen. Das haben auch die Universitäten erkannt.

Elektronik und Informationstechnologie spielen im modernen Maschinen- und Fahrzeugbau eine wichtige Rolle. Längst gibt es fließende Übergänge zwischen den Disziplinen. Ob in der Entwicklung von modernen Verbrennungsmotoren oder von Steuertechniken für Maschinen - voneinander unabhängige Disziplinen wie Maschinenbau, Informatik sowie Elektrotechnik verzahnen sich immer mehr. Ingenieure und Informatiker mit verschiedenen Studienschwerpunkten arbeiten gemeinsam an neuen Lösungen.

Automatisierung nimmt zu

In dieser Weise erfindet sich auch die Automobilbranche gerade neu. Wenn Ingenieure beispielsweise einen neuen Motor entwickeln, spielt die CO2-Diskussion eine ebenso große Rolle wie Hybridisierung oder Elektrifizierung des Antriebsstrangs, also jede Menge Elektrotechnik und Software. An der Technischen Universität München lernen Informatikstudenten deshalb während ihres Studiums verschiedene Anwendungsfelder kennen. In Projekten forschen und entwickeln Hochschule und Industriefirmen gemeinsam.

Manfred Broy, TU München: "Innovative Produkte ohne Informatik sind kaum mehr möglich."
Manfred Broy, TU München: "Innovative Produkte ohne Informatik sind kaum mehr möglich."
Foto: Verisoft

Ein Maschinenbauprodukt besteht heute im Allgemeinen zu drei Vierteln aus mechanischen Komponenten und zu einem Viertel aus Software, Elektrotechnik und IT-Hardware, so das Ergebnis einer Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Dieses Verhältnis werde sich weiter zugunsten von IT-Komponenten verlagern, denn die befragten Unternehmen messen der Software- und Automatisierungstechnik eine wachsende Bedeutung bei, prognostiziert Hartmut Rauen, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im VDMA in Frankfurt am Main.

Autoindustrie stellt kaum ein

Die Karrierechancen von Maschinenbauingenieuren sind nach wie vor gut. Dagegen müssen Informatiker, die an der Schnittstelle zwischen IT und Maschinenbau einsteigen möchten, oft intensiver suchen, sagt die Münchner Personalberaterin Hildegard Freund: "Im Automotive-Bereich macht sich seit Oktober 2008 die Krise bemerkbar. Die Automobilbranche stellt gerade sehr zurückhaltend ein. Doch wer beispielsweise über Kenntnisse in Automotive, Visualisierung oder Hybridisierung verfügt, hat gute Chancen." Auch für die Optimierung von Fertigungsprozessen suchen Firmen qualifiziertes Personal. Doch die Anforderungen steigen. "Wessen Profil nur zu 90 Prozent passt, der erhält meistens keine Chance, selbst wenn er das fehlende Wissen leicht nachholen könnte", schildert Freund. Im klassischen Maschinenbau wirke sich die Wirtschaftskrise dagegen erst seit dem Frühjahr 2009 auf den Stellenmarkt aus.

Firmen fordern hohe Flexibilität

Wenn sich der Arbeitsmarkt zugunsten der Arbeitgeber verschiebt, müssen Absolventen und Bewerber ihre Suchstrategien anpassen. Beispielweise, indem sie sich bei kleineren und mittelständischen Firmen sowie im Dienstleistungssektor bewerben, denn die wachsen noch. "Wir beobachten seit etwa einem Jahr, dass gerade Großunternehmen sich Lösungen aus einer Hand wünschen", berichtet Thomas Repp von Invenio Engineering Solutions in Rüsselsheim. Das Beratungshaus mit seinen 300 Mitarbeitern in Deutschland und 600 weltweit braucht für die vielfältigen Aufgaben von der Installation über die Kundenberatung bis zur Inbetriebnahme von Anlagen eine ganze Reihe von Spezialisten. "IT und Maschinenbau verwachsen immer mehr miteinander", beobachtet Repp.

Wer als Ingenieur oder Informatiker bei Invenio im Beratungs- und Dienstleistungssektor einsteigen möchte, muss besonders flexibel sein, was Arbeitszeiten und Einsatzorte angeht. "Fachkräfte mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung fehlen nach wie vor", konstatiert Repp. Dabei spiele das Alter der Bewerber keine Rolle, beteuert der Invenio-Ingenieur.