Weiterbildung 2009

Lernen auf die schlanke Art

21.01.2009
Von  und
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Wenn Firmen sparen, dann oft zuerst an der Weiterbildung. In der IT ist das riskant. Die CW fragte CIOs, wie sie ihre Mitarbeiter in mageren Zeiten fördern.

Weiterbildung in Zeiten der Finanzkrise? Jetzt erst recht, meinen Politiker und Arbeitsmarktexperten wie Frank-Jürgen Weise, Chef der Arbeitsagentur. Sie fordern Unternehmen auf, in die Qualifikationen der Mitarbeiter zu investieren, um für den Aufschwung gerüstet zu sein. Ein hehrer Appell, der in der Realität oft ungehört verhallt: Technische Fachkräfte erhalten angesichts der Wirtschaftskrise weniger Weiterbildung. Das belegt eine Umfrage des VDI Wissensforums unter 1900 technischen Fach- und Führungskräften. Mehr als jeder Dritte sagt, dass sein Arbeitgeber 2009 weniger Schulungen als bislang anbieten will. Knapp fünf Prozent geben an, sämtliche Kurse seien gestrichen worden.

Foto: Pixel/Fotolia.com
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So weit gehen die von der COMPUTERWOCHE befragten CIOs nicht. Zu wichtig ist aktuelles Technikwissen für funktionierende Systeme, zu kurz ist die Halbwertszeit des IT-Know-how, als dass Weiterbildung eingefroren würde. Wenn die IT-Chefs aber sparen müssen, setzen sie den Rotstift eher bei den Soft Skills an, die in den fetten Jahren noch verstärkt gefördert wurden. Ein weiterer Hebel, um die Bildungsausgaben zu senken, ist die Organisation von Schulungen: Die finden zunehmend im Unternehmen statt, das spart Reisekosten und Zeit. Zum schlanken Lernen gehören auch andere Formen wie Lernen von und mit Kollegen, Web-Trainings oder Austausch mit Beratern.

Uwe Siller, Bitburger: Web-Training schont Reisebudget

Auch Uwe Siller, CIO der Bitburger Brauerei, muss sparen. Allerdings - darauf ist er ein wenig stolz - muss es nicht an der Weiterbildung sein. Noch hat er andere Posten gefunden, die sich optimieren lassen - etwa Wartungsverträge oder die Betreuung der Endanwender. "Es wäre strategisch falsch, das Weiterbildungsbudget zu kürzen. Nirgends ist die Halbwertszeit des Wissens so kurz wie in der IT", sagt der IT-Manager, den die CW im November als einen der drei besten Mittelstands-CIOs im traditionellen Wettbewerb "CIO des Jahres" auszeichnete.

Uwe Siller, Bitburger
Uwe Siller, Bitburger

In der Weiterbildung agiert Siller ähnlich wie Schaffner von Olympus: Viele Kurse finden inhouse statt, abgehalten von Kollegen oder externen Dozenten. Das reduziere Reisekosten und "erhöht die produktive Vor-Ort-Zeit der Mitarbeiter". Bei den Endanwendern zeichne sich ein eindeutiger Trend Richtung Web-Training ab. Schon vor einigen Jahren wurden die Präsenzkurse durch E-Learning-Teile ergänzt - unter Fachleuten als Blended-Learning bekannt. Allerdings habe man mit reinen E-Learning-Kursen eher durchwachsene Erfahrungen gemacht, weil immer wieder der Wunsch nach Betreuung laut wurde. Mit dem Web-Training glaubt Siller nun die richtige Lösung anzubieten: Die Mitarbeiter müssen weder reisen noch sich durch einen Online-Kurs klicken. Stattdessen sitzen sie am PC und arbeiten eine Lektion mit anderen Teilnehmern und einem Dozenten durch, der ortsunabhängig unterrichten kann. Ähnlich gehen auch andere Firmen vor. So hält das virtuelle Klassenzimmer zunehmend stärker Einzug in die Firmenwelt.