Mitarbeitersuche in Startups

Gute Freunde reichen nicht

11.06.2012
Von 
Lothar Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und Wirtschaftsjournalist in Berlin. Er hat sich neben Energiethemen vor allem auf den Bereich Informationstechnologie im Bankensektor spezialisiert.

6 Wunderkinder: Bewerber für eine Vision begeistern

Fest steht: Eine allgemeingültige Philosophie oder gar ein Patentrezept gibt es im Recruiting in der Gründerszene kaum. Eher schon kann eine unternehmerische Leitvision die künftigen Mitarbeiter für ein hochgestecktes unternehmerisches Ziel begeistern und motivieren. Festmachen lässt sich dieser Trend am Beispiel der 6Wunderkinder, ein Startup, bei dem neben der guten Idee auch das clevere Marketing eine wichtige Rolle spielt. Mit dem Wunderkit kreierten die Softwareentwickler nicht nur eine App, um die virtuelle Zusammenarbeit zwischen Freunden und Kollegen einschließlich der sozialen Netzwerkanbindung zu verbessern.

Mehr noch: Durch die auch von Werbestrategen als innovativ angesehene Recruiting-Kampagne "Let’s put a dent in the Universe" gewann das Unternehmen eine breite öffentliche Aufmerksamkeit. Die 6Wunderkinder demonstrierten, wofür das Unternehmen mit Blick auf die Kandidatensuche steht, nämlich für die Vision, den Umgang der Nutzer mit Software neu zu denken und zu gestalten. Mag ein derart hochgesteckter inhaltlicher Anspruch auch danach nicht vollständig einzulösen sein, so bildet er doch einen attraktiven Ausgangspunkt, um das eigene Talentreservoir sukzessive auszubauen, bei dem frisch eingestellte Mitarbeiter ab dem ersten Tag verantwortliche Aufgaben übernehmen.

Recruiting-Strategien: Worauf es ankommt

In der Regel punkten junge Unternehmen vor allem mit dem Argument der individuellen beruflichen Entwicklungsperspektive. Im Idealfall bedeutet die Tätigkeit in einem Startup weniger starre Hierarchien und Entscheidungsabläufe - also mehr Gestaltungsspielräume, Freiheitsgrade und vor allem rasche Aufstiegsmöglichkeiten, sofern das Unternehmen sich am Markt etablieren kann. Dadurch versuchen Startups auch Nachteile wett zu machen, wie die oftmals geringere Vergütung oder eine weniger gut ausgebaute betriebliche Altersvorsorge.

Das Recruiting spielt sich gerade in der ersten Phase meist über persönliche Netzwerke ab. Mitarbeiter empfehlen Freunde oder alte Studienkollegen. Junge Unternehmen suchen aber auch aktiv über soziale Netzwerke. Im Idealfall kann dies Streuverluste minimieren, birgt jedoch das Risiko in sich, den Blick auf geeignete Kandidaten durch eine zu selektiv angesprochene Interessengruppe zu verengen.

Zielgerichtet Foren nutzen

Die Suchfunktionen der großen Jobbörsen eignen sich zwar meist für standardisierte Anforderungsprofile in Wirtschaft und Industrie. Jedoch sind die Bedürfnisse und das Arbeitsumfeld von jungen Unternehmen meist recht individuell. Tipp: Spezialisierte Blogs und Foren offerieren hier ergänzend zur klassischen Print- oder Online-Stellenanzeige einen ergänzenden Nachrichtenkanal für versierte Insider.

Beispiele: Venture Village oder die Plattform ‚dasauge’ für Designer. Hilfreich kann es für Startups auch sein, spezielle Details in Entwicklerforen wie beispielsweise "Code Schnippsel" zu bloggen, ohne natürlich allzu sensible Details aus dem Innenleben des Unternehmens zu verraten. Beispiel: Auf der Plattform stackoverflow tummeln sich Softwareentwickler, weil sie nach spezifischen Antworten zu programmiertechnischen Fragestellungen Ausschau halten. (Quelle: Softgarden/Rebuy)