Richtig bewerben

Sicher zum Job? So nicht!

05.04.2014
Noch immer sind viele Bewerbungen so schlecht geschrieben und gestaltet, dass sie die Verfasser um jede Chance bringen. Profis erklären, worauf zu achten ist.

Ayse Gül, Director HR und Corporate Development bei Sage Software, hat schon viele Computerfachleute eingestellt. Sie ist immer wieder überrascht, dass trotz zahlreicher Ratgeber, die überall on- und offline zu finden sind, so viele Fehler vorkommen. "Schon im Firmennamen und in der Adresse begegnen uns oft die ersten Fehler. Das kostet wertvolle Punkte", sagt Gül. Und wenn ein falscher Ansprechpartner in der Anrede stehe, erwecke das beim Leser den Eindruck, dass es sich um eine Serienbewerbung handle.

Keine langen Anschreiben

Das Gleiche gelte auf der inhaltlichen Ebene, wie Personalberater Niels Kohrt von der Personalberatung 1a Zukunft aus Bonn erklärt: "Wenn der Bewerber sich nicht die Mühe macht, im Anschreiben konkret auf die ausgeschriebene Stelle einzugehen, sondern nur seine eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten beschreibt, höre ich auf zu lesen." Auch mit einem zu langen Anschreiben kann sich der Bewerber aus dem Rennen werfen. Experten wie Kohrt und Gül erwarten, dass der Interessent auf einer DIN-A4-Seite das Motiv für seine Bewerbung hinreichend verdeutlicht. Wer mit weitschweifigen Ausführungen die knappe Zeit seiner Ansprechpartner verschwendet, verfehlt sein Ziel und landet auf dem Stapel für die Absagen.

Gute Lesbarkeit ist gefragt

Wie alle Bewerbungsunterlagen sollte der Lebenslauf darauf getrimmt sein, dem Personaler die für ihn wichtigen Informationen möglichst übersichtlich zu präsentieren. Für Personalberater Kohrt bedeutet das: "Die aktuelle Position beziehungsweise die letzte Station im Werdegang gehört an die erste Stelle - und dann geht es chronologisch rückwärts." Indem sie diese Regel nicht beachten, sammeln viele Bewerber Minuspunkte.

Noch wichtiger sei jedoch die inhaltliche Gestaltung des Lebenslaufs, wie Personalerin Gül betont: "Wir wollen nicht nur wissen, wie lange jemand in einer bestimmten Position gearbeitet hat, sondern was er dort gemacht und erreicht hat." Sie empfiehlt daher, unter den jeweiligen Stationen die wichtigsten Aufgaben und Ergebnisse in der jeweiligen Stelle stichpunktartig aufzulisten. Lücken oder falsche Angaben im Lebenslauf sind nach Güls Erfahrung zwar selten, doch wenn sie auftreten, wirft das unnötige Fragen auf. Die Devise sollte daher lauten: Bloß nicht mogeln!

Nackte Zahlen reichen Ayse Gül von Sage Software nicht. Sie möchte stattdessen mehr darüber wissen, was Bewerber in vorherigen Positionen konkret gemacht haben.
Nackte Zahlen reichen Ayse Gül von Sage Software nicht. Sie möchte stattdessen mehr darüber wissen, was Bewerber in vorherigen Positionen konkret gemacht haben.
Foto: Ayse Gül

Foto oder nicht?

An der Frage nach dem Bewerbungsfoto scheiden sich die Geister: Für viele erfahrene Personaler ist es immer noch unverzichtbar, während manche Unternehmen Fotos - wie auch Altersangaben - bei der Bewertung der Unterlagen bereits außer Betracht lassen, um eine vorurteilsfreie, rein an der Qualifikation orientierte Meinungsbildung zu ermöglichen. Für Ayse Gül ist das "Geschmackssache - mir persönlich ist es egal". Aber wenn ein Bild mitgeschickt werde, dann sollte es eine professionelle Porträtaufnahme sein und kein Urlaubs- oder Privatfoto.

Manche Fehler in Bewerbungen sind Evergreens, sie werden seit Jahren wiederholt. Doch es gibt auch Newcomer. Sie beruhen in erster Linie auf der Verlagerung des Bewerbungsverfahrens ins Web. Sage-Personalerin Gül berichtet: "Früher wurden die Bewerbungen von der Poststelle in Körben angeliefert, und manchmal hatte ein Anschreiben tatsächlich Kaffee- oder Fettflecken. Das gibt es heute nicht mehr, denn mittlerweile steht auf jeder Homepage, dass Bewerbungen online abgegeben werden sollten." Dafür rückten neue formale Aspekte in den Vordergrund wie etwa die Dateigröße oder die Zahl und das Format von Anhängen.

Am besten nur eine einzige Datei

Die lesefreundlichste Variante einer digitalen Bewerbungsmappe besteht in einer einzigen Datei (PDF) mit Anschreiben, Lebenslauf und den für die Stelle relevanten Zeugnissen. Allerdings gibt es Unternehmen, die lieber mit separaten Dateien arbeiten. Entsprechende Hinweise auf der Homepage zu Dateiformaten und der Größe von Dateien sollten Bewerber unbedingt beachten. Denn eins brauchen Ayse Gül und ihre Kollegen nicht: eine Online-Alternative zum berühmten Kaffeeflecken! (hk)

Die zehn größten Patzer

  1. Fehler in Firmenname und Adresse.

  2. Falscher Ansprechpartner.

  3. Zu langes Anschreiben - eine Seite muss reichen.

  4. Fehlender Bezug zur Stelle.

  5. Falsche oder irreführende Angaben im Lebenslauf.

  6. Falsche Reihenfolge im Lebenslauf: Die letzte Position gehört nach vorn!

  7. Fehlende Angaben zu den Inhalten früherer Tätigkeiten.

  8. Zu viele Detailinformationen ohne Bezug zur ausgeschriebenen Stelle.

  9. Zu große und zu viele Dateien.

  10. Fehlendes oder schlechtes Foto.