Verzweifeln verboten

Tipps zur Online-Bewerbung

19.11.2009
Von Svenja Hofert
Segen für die Personalabteilungen, Fluch für die Bewerber - Online-Bewerbungsformulare sind nach wie vor mangelhaft.

Auf bis zu zehn Seiten verteilen sich manche standardisierte Bewerbungen. Konnte man sich früher noch unregistriert bewerben, ist nun die Eingabe der persönlichen Daten über ein Login der normale Weg. Hat er diese Hürde geschafft, muss der Bewerber verstehen, welche Angaben die Unternehmen von ihm haben möchten. Nicht überall ist es möglich, einen Überblick über alle Formular-Bestandteile zu bekommen. Manche Unternehmen schalten Bewerber erst dann für den Weiterklick frei, wenn sie alle Felder ausgefüllt haben. Nicht wenige Kandidaten dürften davon abgeschreckt werden.

So schwer es manchmal fällt, aber auch für Online-Bewerber gilt: Nur nicht aufgeben!(Quelle: Fotolia, Istvanffy)
So schwer es manchmal fällt, aber auch für Online-Bewerber gilt: Nur nicht aufgeben!(Quelle: Fotolia, Istvanffy)
Foto: Fotolia, Istvanffy

Weiter geht es mit allerlei Fragen. Wo etwa soll man seinen Bachelor-Abschluss eingeben, wenn die Software nur Diplom und Master kennt? Was mache ich, wenn meine Hochschulzugangsberechtigung nicht das Abitur ist, die Software aber keine alternativen Wege kennt?

Einige Formulare häufen Ärgernisse an. Da werden die gesamte Schulzeit, einschließlich der im normalen Lebenslauf überflüssigen Grundschule, jede einzelne Studiennote und sogar Gehaltsvorstellungen mit Pflichtfeld abgefragt. Und was bitte macht man, wenn bei Englischkenntnissen nur zwischen "verhandlungssicher", "gut" und "Grundkenntnissen" zu wählen ist? 30 bis 45 Minuten verbringt ein unerfahrener Bewerber da schnell mit einer einzigen Bewerbung, etwa bei den sehr komplexen Formularen von Bosch oder Audi. Individualität bleibt gerade bei Bosch auf der Strecke. Das Freitextfeld am Ende lässt nur Raum für 200 Zeichen - maximal ausreichend für eine kurze Bemerkung.

Wo bleibt das einfache Formular?

Immer mehr Unternehmen scheinen erkannt zu haben, dass es so nicht weitergeht, da gerade qualifizierte Bewerber von den umfangreichen Abfragen abgeschreckt werden. So zeichnen sich auch positive Entwicklungen ab - oft bei Unternehmen aus den USA, wo Bewerbungssoftware immer schon einfacher war. Das Formular von Coca-Cola füllt sich in fünf Minuten aus. Es müssen lediglich Angaben zur Person, zum Eintrittsdatum und zum Schulabschluss gemacht werden - der Rest ist dem Upload und einem Freitextfeld überlassen. Dem Trend zur Vereinfachung der Formulare folgen aber auch deutsche Firmen, etwa Lidl.

Die Bewerbungshilfe

Wer sich nicht nur im Netz informieren will, dem sei die "Praxismappe für die perfekte Internet-Bewerbung" empfohlen, ein kompaktes, sehr anschaulich gestaltetes Buch aus dem Eichborn-Verlag, in dem die Autorin Svenja Hofert die aktuellsten Anforderungen der Firmen berücksichtigt (ISBN 978-3-8218-5986-6, 16,95 Euro).

Die Resonanz der Personalabteilungen auf Online-Bewerbungen ist schleppend. So geschieht nach der standardisierten Eingangsbestätigung oft wochenlang nichts. Kommt es zu einer Meldung, so handelt es sich gerade bei Initiativbewerbungen oft um eine Absage, die leider fast immer in einem Standardtext verpackt ist.