Streitpunkt Stundensätze

Vermittler halten Freiberufler für zu teuer

25.01.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Jeder zweite IT-Selbständige hält sich für unterbezahlt. Projektvermittler kritisieren dagegen die Honorarforderungen der Freiberufler als zu hoch.

Projektvermittler und IT-Freiberufler sind sich nur in einem einig, wie eine aktuelle Umfrage der IT-Projektbörse Gulp unter 402 Teilnehmern zeigt: Die Stundensätze der Freiberufler werden im Laufe dieses Jahres steigen, da sich der Projektmarkt zunehmend erholt. So registrierte Gulp im vergangenen Jahr 134.669 Projektanfragen an IT-Selbständige, was gegenüber 2009 einem Plus von 35 Prozent entspricht.

Sind die Honorare zu hoch oder zu niedrig?

Umstritten bleibt allerdings das Thema Stundensätze: Drei Viertel der Projektanbieter sind der Ansicht, dass Freiberufler mit ihren Stundensätzen zu hoch liegen. Im Herbst 2010 taxierten IT-Freiberufler ihre Honorarforderung auf durchschnittlich 71 Euro in der Stunde, wobei Projektleiter (75 Euro) und Berater (75 Euro) am meisten verlangten. Softwareentwickler (66 Euro) und Systemadministratoren (58 Euro) setzen für ihre Leistung weniger an.

Schwimmen Freiberufler im Geld? Projektanbieter glauben ja, Freiberufler sagen nein.
Schwimmen Freiberufler im Geld? Projektanbieter glauben ja, Freiberufler sagen nein.
Foto: Franz Pfluegl/Fotolia.de

Laut Gulp-Umfrage denken 38 Prozent der IT-Freelancer, dass sie und ihre Kollegen mit ihren Stundensätzen eher zu niedrig liegen. Zudem ist jeder zweite Freiberufler überzeugt, dass er im Vergleich zu Festangestellten zu wenig verdient. Schließlich müssten Selbständige nicht nur höhere Beiträge an die Renten- und Krankenversicherung entrichten, sondern auch Reise- und Übernachtungskosten sowie Ausgaben für Büro, Buchführung oder Steuerberater tragen. Auch Projektleerlaufzeiten, etwa in Krisenzeiten wie in den vergangenen beiden Jahren, müssten Freiberufler in ihrer Kalkulation berücksichtigen, ebenso wie die Tatsache, dass sie weder Weihnachts- und Urlaubsgeld noch eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bekommen. Vor dem Hintergrund kommentiert ein Online-Leser unter www.gulp.de: "Um dies alles abzudecken, müssten die Stundensätze bei 100 Euro und höher liegen, damit Freiberufler die gleichen Privilegien wie Festangestellte haben."

Das Geheimnis um die Marge

Wie hoch ein Freiberufler seine Leistung letztlich vergütet bekommt, ist auch eine Frage der Marge des Vermittlers. Deren Höhe geben viele Agenturen aber nicht preis. Oft können Freiberufler nur schätzen, wie viel der Projektanbieter an ihrer Vermittlung verdient. In der Gulp-Umfrage gaben die 43 befragten Agenturen an, dass sie durchschnittlich 22 Euro vom Stundensatz, den der Endkunde bezahlt, abziehen. Die befragten 359 Freiberufler bezifferten diese Marge auf durchschnittlich 22,70 Euro. (am)