Gefragte Freiberufler

Mainframe sorgt für stabile Auftragslage

02.06.2010
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Nachwuchs dringend gesucht

Peter Lennartz gehört zu den Mainframe-Pionieren. Bevor er sich 1981 für das Freiberuflertum entschied, war er sieben Jahre in einem Unternehmen als Großrechner-Experte tätig. "Die Aufgaben hängen vom jeweiligen Projekt ab. Ich habe bislang sowohl in der Entwicklung und in der Migration als auch in der Team- und Projektleitung gearbeitet", erzählt Lennartz. Das Spektrum seiner Tätigkeiten sei sehr umfangreich. Zurzeit arbeitet der Mainframe-Experte im Bankenbereich und kümmert sich dort um die Migration eines Front-End-Systems.

Zweimal in seiner Großrechner-Laufbahn war Lennartz nicht sicher, ob der Mainframe weiter stabil bleibt: "Die erste Verunsicherung trat auf, als die 36-/38-Rechner auftauchten und alles dezentralisiert werden sollte. Das zweite Mal fürchtete ich, dass der zunehmende PC-Einsatz dem Host den Garaus machen könnte." Doch der Großrechner habe sich behaupten können. Ein Aspekt, der immer wieder für Stabilität in diesem Umfeld sorgt, ist seiner Meinung die Datensicherheit. Darüber hinaus werde immer übersehen, dass sich mit Assembler sinnvoll arbeiten lasse. Mit jeder Generation, die softwaremäßig aufgestockt wird, übernimmt laut Lennartz die Maschine vorgegebene Routinen, die in der vorherigen Generation noch selbst programmiert werden mussten.

Der Mainframe-Fachmann räumt ein, dass mangelnder Nachwuchs in der Großrechner-Welt durchaus ein Problem darstellt. Schließlich sei mehr als 20 Jahre lang nur noch im Server-Umfeld ausgebildet worden. Da den Unternehmen dieses Dilemma bewusst geworden sei, hätten etliche ihre Mitarbeiter mit Hilfe von Berufsakademien weitergebildet. Lennartz: "Sowohl bei den festangestellten IT-Profis als auch bei den Externen trifft man entweder auf junge Kollegen, die sich ihr Mainframe-Wissen an einer Hochschule angeeignet haben, oder auf alte, erfahrene IT-Kollegen, die seit Langem auf diesem Gebiet tätig sind." Lennartz fühlt sich in seinem Arbeitsgebiet nicht nur sehr wohl - er fühlt sich auch sicher: "Die Welt der Großrechner stellt eine gute Nische dar. Da es mit dem der kommenden Generation trotz Weiterbildung noch immer nicht so gut aussieht, stehen den Freiberuflern viele Türen offen."

Dass dringender Nachwuchsbedarf im Großrechner-Umfeld besteht, hat sich auch an den Hochschulen herumgesprochen. Eine Art Vorreiterrolle in puncto Weiterbildung hat der emeritierte Professor Wilhelm Spruth von der Universität Leipzig und Tübingen übernommen. Am Institut für Informatik der Universität Leipzig steht der von IBM gesponserte Mainframe Z9. "Der Großrechner bringt für künftige Absolventen der Informatik mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die Wirtschaft sucht dringend Experten, die sich mit dem Mainframe auskennen, und wir bilden sie aus", erläutert der Professor. Freiberuflichen IT-Profis empfiehlt Spruth die European Mainframe Academy. Hierbei handelt es sich um eine virtuelle zweijährige berufsbegleitende Schulung. Für den Leipziger Mainframe-Experten steht fest, dass gerade IT-Freelancer künftig im Großrechner-Umfeld beste Chancen haben: "Ich gebe der Welt der Mainframes noch mindestens weitere 20 Jahre."