Startups

Gründungsboom trotzt Krise

08.05.2009
Von pte pte
Trotz oder gerade wegen der Rezession der Weltwirtschaft wagen immer mehr Jungunternehmer den Sprung in die Selbstständigkeit.

"Krisenzeiten machen offenbar erfinderisch. Von daher ist zu erwarten, dass spätestens im zweiten Halbjahr die Zahl der Unternehmensgründungen wieder stark ansteigt", unterstreicht Andreas Lutz, Betreiber der deutschen Existenzgründerplattform Gründungszuschuss, gegenüber pressetext. Dem Insider nach werden insbesondere höher qualifizierte Fachleute die Initiative ergreifen. Menschen mit geringerem Einkommen werden dagegen nicht zuletzt auch wegen der Abschaffung der Ich-AG in der Bundesrepublik diesen Schritt meiden, erwartet der Fachmann.

Auch HP und General Electric begannen in der Krise

Obwohl in den Chefetagen der Unternehmen branchenweit derzeit eher vorsichtig agiert und auch in Hinblick auf bevorstehende Investitionen sowie Expansionen erst einmal abgewartet wird, bietet die verheerendste Finanz- und Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg günstige Voraussetzungen für die Gründung von Start-ups. Einer aktuellen Markteinschätzung der Unternehmensberatung Frost & Sullivan zufolge sind die Gründungen der heutigen Großkonzerne für Jungunternehmer beispielgebend. So begannen einige der heutigen Top-Player wie General Electric im Bankenpanik-Jahr 1873 oder Hewlett Packard während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren ihre Geschäftsaktivitäten. Zudem gründeten sich in den turbulenten 1970er und 1980er Jahren Konzerne wie Microsoft, Sun Microsystems, Compaq oder Adobe.

"In Rezessionszeiten ergeben sich einzigartige Möglichkeiten für Neustarts. Solche Krisen bringen vielerlei Veränderungen mit sich, sowohl in Bezug auf die Art der Betriebsführung als auch auf das Verbraucher- und Wettbewerbsverhalten", erläutert Vinnie Aggarwal, Chief Economist bei Frost & Sullivan. Die Verwerfungen könnten sich für Marktneulinge durchaus als Vorteil erweisen, so der Fachmann. Diese Einschätzung basiert vor allem darauf, dass eine Rezession für den normalen Rhythmus einer Volkswirtschaft eine Unterbrechung darstellt. Der dadurch entstehende Bruch birgt erhebliche Chancen, die Existenzgründer nutzen sollten. Sinkt die Markenloyalität der Kunden, dann steigt beispielsweise der Bedarf an alternativen Produkten. Wenn etablierte Wettbewerber als Folge der Krise jedoch angeschlagen sind, ist es für Neueinsteiger viel einfacher, in deren zuvor heiß umkämpften Bereiche vorzudringen.

Gründungszuschuss bringt bis zu 24.000 Euro vom Staat

"Neben einem durchdachten Businessplan rate ich Existenzgründern, auch die rechtlichen Modalitäten verstanden zu haben. So sollte man sich auf keinen Fall den Gründungszuschuss, der in Deutschland für Alleinstehende bis zu 19.000 Euro und für Verheiratete mit Kind bis zu 24.000 Euro ausmacht, entgehen lassen", verdeutlicht Lutz auf Nachfrage von pressetext. Wer darüber hinaus gegenüber den Banken noch seine Kreditwürdigkeit plausibel darlegen kann, hat bereits eine wichtige Hürde genommen, weiß der Gründungsspezialist. Trotz allem Optimismus wüssten noch immer nur sehr wenige Existenzgründer, dass sie auch dann einen Anspruch auf Gründungszuschüsse vom Staat haben, wenn sie vorher vielleicht selbst ihren Job gekündigt hatten. "Da ist teilweise noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten", so Lutz. Die aktuellen Entlassungswellen böten darüber hinaus gute Chancen, an Personal zu gelangen.