Mobiles Arbeiten verlangt Disziplin

13.09.2006
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

"Natürlich kann das anstrengend sein, ist aber mit Disziplin in den Griff zu bekommen", meint Felizitas Diem, Principal Consultant bei dem internationalen Beratungshaus Capgemini. Für sie ist permanente Erreichbarkeit via Laptop und Handy selbstverständlich. "Ich erhalte schnell und unbürokratisch alle Informationen, die ich brauche, und ich erreiche alle Leute, die wichtig sind." Dass damit auch Stress verbunden sein kann, leugnet sie nicht: "Wenn morgens um 8 Uhr der Kunde anruft und abends gegen 23 Uhr der Capgemini-Kollege in Ruhe über ein Projekt reden will, kann das schon anstrengend sein."

Nur wer auch mal "abschaltet", arbeitet effektiv, meint Felizitas Diem, Principal Consultant beim französischen Beratungshaus Capgemini.
Nur wer auch mal "abschaltet", arbeitet effektiv, meint Felizitas Diem, Principal Consultant beim französischen Beratungshaus Capgemini.

Dazu kommt tagsüber noch die Erledigung des gesamten E-Mail-Verkehrs. Die Beraterin ist sicher, dass sowohl die Anzahl der Mails als auch der Anrufe in den letzten Jahren massiv zugenommen hat: "Die Kommunikation hat sich irgendwie verselbständigt. Jeder nutzt, ohne zu hinterfragen, ununterbrochen die neuen Techniken und verlässt sich darauf, dass der andere sofort erreichbar ist und sich umgehend meldet." Für den "Rückzug" ins Kreative gibt es ihrer Meinung nach nur eine Möglichkeit: ein oder zwei Stunden nicht in die Mailbox zu schauen und das Handy in den Zeiten, in denen man sich konzentrieren will, ausschalten.

Allerdings müssten Kommunikationsregeln auch den Kollegen nahe gebracht werden. Diem: "Zu den Regeln gehört, dass man zuverlässig zurückruft und in dringenden Fällen sofort auf Mails reagiert. Dazu gehört aber auch, dass man Kollegen, die nach Mitternacht anrufen, klar macht, dass dies nicht in Ordnung ist. Wir alle profitieren von den neuen Techniken - aber wir sollten mit ihnen diszipliniert umgehen." Im Urlaub indes hat die Beraterin keine Kommunikationsregeln nötig. Sie schaltet die Out-of-the-Office-Funktion ein und lässt ihren Laptop zu Hause.

Auch bei Lufthansa Systems ist die mobile Kommunikation eine Selbstverständlichkeit. Der Unternehmensbereich Sprachkommunikation etwa stattet nicht nur die Kunden, sondern auch die eigenen Mitarbeiter mit mobilen Endgeräten aus. Jörg Liebe, der den Bereich leitet: "Den Push-Dienst haben wir bereits vor drei Jahren eingeführt, damit die Mitarbeiter unterwegs auf ihren PDAs die Mails erhalten." Derzeit plant Lufthansa Systems die Mobilisierung ihrer CRM-Systeme, damit die Vertriebsmitarbeiter schneller auf Kundendaten zugreifen können.

Nach Meinung von Liebe profitieren die Benutzer von den Endgeräten, weil sie erreichbar sein wollen und müssen: "Vor allem auf Management-Ebene ist das Tool sehr gefragt. Die Führungskräfte können im Flugzeug offline ihre Mails bearbeiten und nach der Landung versenden. Wer seine Zeit richtig nutzen will, weiß diese Dienste überaus zu schätzen."

Probleme wegen permanenter Erreichbarkeit sieht der LH-Manager nicht. Schließlich könnten die Beschäftigten abends oder im Urlaub die Geräte ausschalten. "Bis auf die Mitarbeiter, die Rufbereitschaft haben, muss schließlich keiner 24 Stunden erreichbar sein. Aber es besteht die Möglichkeit, sich Tag und Nacht zu informieren - und das wissen viele Nutzer zu schätzen." Das gelte vor allem auch für die Kollegen mit Rufbereitschaft. Schließlich würden einige Systeme bei bestimmten Alarmwerten automatisch per SMS oder Mail Informationen über ihren Zustand an den Mitarbeiter übersenden. Liebe: "Der Kollege kann sofort darauf reagieren und damit den reibungslosen Betriebsablauf sicherstellen."