Was Bewerber nervt

Die Lügen der Unternehmen

30.01.2009
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Flexible Vergütung, Firmenwagen, Weiterbildung: Wenn Unternehmen hier mehr versprechen als sie halten können, rächt sich das bitter.

Im Vorstellungsgespräch hörte sich alles super an. "Wir bilden unsere Mitarbeiter systematisch weiter, das ist Priorität der Geschäftsführung". In dem großen IT-Beratungshaus galt das aber nicht für erfahrene Projekt-Manager, die nur "als Cash-Cow auf Projekteinsätzen genutzt wurden", schildert uns ein Online-Leser. Was Firmen versprechen und was sie halten, sind manchmal leider zwei unterschiedliche Dinge.

Entlassungen verschwiegen

Ein besonders heikles Thema sind Restrukturierungen, die im Zuge der Finanzkrise oft anstehen, aber mitunter nicht offen kommuniziert werden. So weiß Personalberater Dieter Kastenhuber von Ray & Berndtson von einem Bewerber, der seine bisherige Stelle gekündigt und den neuen Arbeitsvertrag schon unterschrieben hatte. Als er seinen neuen Job antreten wollte, gab es diesen nicht mehr, da das Unternehmen aufgekauft worden war. Unterschlagene Informationen, manchmal auch dreiste Lügen machen es den Bewerbern schwer, herauszufinden, wie es wirtschaftlich um die Lage des Unternehmens bestellt ist. So erging es auch Simone Manz (Name von der Redaktion geändert), die zu einer Firma wechselte, die später pleite ging.

Nach dem Vorstellungsgespräch wurden der IT-Vertriebsfrau auch die Büroräume gezeigt. Ihre Frage nach den vielen leeren Schreibtischen wurde kommentiert mit: "Die Kollegen sind auf der ganzen Welt unterwegs". Hinter einer Glastüre sollten sich noch weitere Büros befinden. Am ersten Arbeitstag musste sie feststellen, dass diese Büros schon Jahre leer standen und die besagten Mitarbeiter entlassen worden waren. Dazu kam, dass die angekündigten "marktführenden Applikationen" schon lange nicht mehr weiterentwickelt wurden. Die versprochenen variablen Gehälter gab es nicht mehr, der angekündigte Dreier BMW als Firmenwagen entpuppte sich als VW Polo.