Mittelstand: Mehr Geld für alle

02.06.2006
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die gute Nachricht vorweg: In der IT wird wieder besser gezahlt - allerdings differenzierter. 2006 dürfen sich besonders Beschäftigte im Mittelstand über mehr Gehalt freuen und für erfahrene Kräfte greifen Arbeitgeber tiefer in die Tasche.

Martin Hofferberth, Vergütungsexperte der international agierenden Unternehmensberatung Towers Perrin, beobachtet, dass der Trend zu einer Variabilisierung der Einkommen anhält. Mehr noch: Einige Unternehmen verzichten auf eine Anhebung des Grundgehaltes - vor allem dort, wo in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gezahlt wurde - und definieren einen flexiblen Einkommensteil, der nur ausbezahlt wird, wenn auch die Firmenergebnisse am Ende des Jahres stimmen. Hofferberth verdeutlicht das am folgenden Beispiel: Die IT-Vergütung steigt in diesem Jahr durchschnittlich um rund drei Prozent. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sich alle Mitarbeiter über eine Erhöhung im gleichen Ausmaß freuen dürfen. Vielmehr erhielten alle Beschäftigten ein bis zwei Prozent mehr. Die überdurchschnittlich Engagierten profitierten von Bonus- oder sonstigen Zahlungen.

Hier lesen Sie ...

  • was Mitarbeiter im Mittelstand verdienen;

  • welche Positionen im Vergleich zum Großunternehmen besser wegkommen;

  • warum erfahrene Profis im Mittelstand teilweise höher entlohnt werden als in einem großen Betrieb.

Variabler Anteil steigt stärker

Martin Hofferberth, Towers Perrin: 'Mehr Eigenständigkeit und Verantwortung im Mittelstand wird gut honoriert.'
Martin Hofferberth, Towers Perrin: 'Mehr Eigenständigkeit und Verantwortung im Mittelstand wird gut honoriert.'

Ferner beobachtet Hofferberth, dass die Einstiegsgehälter langsam wieder steigen, wie das Beispiel der Unternehmensberatungen zeigt. So hat ein IT-Berater als Berufsanfänger bei einem Unternehmen mit weniger als 300 Millionen Euro Umsatz ein Grundgehalt von 36.200 Euro. Im Vorjahr hatte es im Durchschnitt 200 Euro weniger betragen. Das Zielgehalt liegt bei 43.100 Euro (Vorjahr 42.000 Euro). Hofferberth hat herausgefunden, dass selbst bei Juniorgehältern der variable Anteil steigt. Zudem könnten Consulting-Häuser auf Marktschwankungen flexibler reagieren, da sie in der Regel keinen Betriebsrat haben. In großen, vor allem in den international tätigen Beratungshäusern können die Berufsstarter trotzdem noch immer mit einem schönen Anfangssalär rechnen. Dort ist das Basisgehalt mit 43.000 Euro im Jahr rund 6000 Euro höher als in einem kleinen Beratungshaus.

Studiensteckbrief

  • Untersuchung von Towers Perrin mit Unterstützung der CW.

  • Studiengegenstand: Gehälter im IT-Mittelstand.

  • Befragte: 105 Unternehmen bis 300 Millionen Euro Umsatz.

  • Vergleichsgruppe: Unternehmen mit mehr als 300 Millionen Euro Umsatz.

  • Branche: TK und IT.

Das Grundgehalt umfasst alle Gehaltsbestandteile, die nicht durch die Leistung beeinflusst werden. Ein 13. oder 14. Monatsgehalt sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld sind also eingeschlossen. Das Zielgehalt hingegen bildet die Summe aus dem Grundgehalt und variablen Bestandteilen wie Provisionen, Gewinnbeteiligungs-, Management- oder Leistungsboni.

Was der IT-Mittelstand zahlt: Die Mitarbeiter im Vertrieb haben die höchsten Zielgehälter. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass über 40 Prozent des Einkommens variabel ist.
Was der IT-Mittelstand zahlt: Die Mitarbeiter im Vertrieb haben die höchsten Zielgehälter. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass über 40 Prozent des Einkommens variabel ist.

In anderen Berufen unterscheiden sich die Einstiegsgehälter zwischen Konzernen und Mittelständlern nur wenig. Beschäftigte in großen Firmen verdienen noch ein paar hundert Euro pro Jahr mehr. Der Vorteil der in Großfirmen Angestellten beträgt lediglich ein paar hundert Euro. In der Abteilung für Forschung und Entwicklung schneidet der frisch gebackene mittelständische Mitarbeiter mit 45.100 Euro Jahreszielgehalt sogar knapp besser ab als sein Kollege im Konzern (44.900 Euro).

Auch im Verkauf bekommt der mittelständische Mitarbeiter mit durchschnittlich 37.200 Euro ein höheres Basisgehalt als sein Konzernpendant, das mit 34.500 Euro nach Hause geht. Allerdings liegt der Anteil des variablen Gehaltsanteils im Verkauf selbst bei Einsteigern bei über 40 Prozent. Hofferberth erklärt die besseren Gehälter damit, dass die kleineren Firmen den Mitarbeitern mehr Verantwortung übertragen.