Entwickler bleiben gefragt

09.03.2007
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Im Arbeitsmarkt stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Nachdem die Zahl der IT-Jobs seit 2005 je um ein Viertel gestiegen ist, beträgt das Plus zu Beginn dieses Jahres etwa 20 Prozent. Schon macht sich unter Arbeitgebern und beim IT-Verband Bitkom Katzenjammer breit.

Rund 20 000 offene Stellen hat die IT-Branche hierzulande zu besetzen und tut sich offensichtlich trotz hoher Arbeitslosigkeit schwer damit. Dies geht aus einer Studie hervor, die der IT-Verband Bitkom im Vorfeld der CeBIT vorstellte. Bitkom-Präsident Willi Berchtold beklagte den Fachkräftemangel, der das Wachstum der Unternehmen bremse. Derzeit beschäftigt die deutsche IT- und TK-Branche rund 800 000 Mitarbeiter. Damit diese Zahl steigen kann, sind laut Berchtold Verbesserungen im Bildungssystem und eine Erleichterung der Zuwanderung für ausländische Fachkräfte nötig. Derzeit gebe es nicht genügend qualifizierte Bewerber, die die Anforderungen der Unternehmen erfüllen können. Gesucht werden in erster Linie Akademiker.

Ein Blick auf den Stellenmarkt zeigt, dass in der Tat mehr IT-Jobs als noch im Vorjahr ausgeschrieben werden. Nach der Analyse des Personaldienstleisters Adecco, der die IT-Stellenangebote in 40 Tageszeitungen und der COMPUTERWOCHE untersuchte, kletterte die Zahl der ausgeschriebenen IT-Jobs im Januar 2007 von 1996 auf 2379. Adecco geht davon aus, dass in den kommenden Monaten vor allem die IT-Unternehmen kräftig Mitarbeiter einstellen werden.

Bester Beleg dafür sind die Januarzahlen: Die meisten IT-Offerten entfallen mit 632 Angeboten auf die Beratungs- und Softwarehäuser, die mit 26 Prozent im Vergleich zum Vor-jahr kräftig zulegten. Unter den Anwenderbranchen, die nach IT-Personal suchen, ragt vor allem der Maschinenbau heraus: Hier stiegen die Angebote um 62 Prozent auf 301 Stellen. Auch die Konstruktionsbüros suchen händeringend IT-Profis.

TK-Industrie hält sich zurück

Im Finanzsektor herrscht indes weiter Flaute: Gerade mal 31 neue Stellen (Vorjahr 54) haben die Banker und Versicherer jeweils im Januar ausgeschrieben. Auch in der Elektronik (131 Offerten, Vorjahr: 145) und der Telekommunikation (32 Offerten, Vorjahr: 59) sieht es eher durchwachsen aus. Wenig zu holen ist für Bewerber auch in der Chemieindustrie. Gerade mal sechs Stellen hatten Bayer für neue IT-Mitarbeiter im Januar zu bieten.

IT-Hersteller und - Berater kurbeln mit ihrem hohen Bedarf an neuen Mitarbeitern den Arbeitsmarkt an, während viele Anwenderunternehmen eher zurückhaltend einstellen.
IT-Hersteller und - Berater kurbeln mit ihrem hohen Bedarf an neuen Mitarbeitern den Arbeitsmarkt an, während viele Anwenderunternehmen eher zurückhaltend einstellen.
Foto: Adecco

Seit Monaten klar sind die Prioritäten der Arbeitgeber bezüglich der Jobpositionen. Sie suchen in erster Linie Entwickler. Gegenüber 444 Stellen im ersten Monat des Vorjahres inserierten die Betriebe jetzt 555 Jobs. Es folgen die System- und Datenbankspezialisten, auf die 291 Offerten entfallen (Vorjahr 228). Leicht rückläufig sind dagegen die Positionen im IT-Management, im Rechenzentrum sowie im Vertrieb. Das Interesse an Internet-Profis, die monatelang stark gesucht waren, blieb im Januar auf dem Niveau des Vorjahresmonats.

Mainframe-Spezialisten wollen die Unternehmen offenkundig nicht mehr einstellen. Keine einzige Stelle wurde für diese Berufsgruppe ausgeschrieben, und das obwohl immer mehr Konzerne - vor allem in der Assekuranzwelt - darüber klagen, dass sie kein Personal mehr haben, das ihnen die Altsysteme warten kann .

Ingenieure immer gefragter

Auch was die Grundausbildung der IT-Spezialisten angeht, sind leichte Verschiebungen zu beobachten. Zunehmend erwarten die Arbeitgeber ein Ingenieurstudium - verständlich, wenn man sich das Stellenwachstum in der Maschinenbaubranche vor Augen hält. In fast einem Drittel der Stellenanzeigen wird mittlerweile ein Ingenieursdiplom vorausgesetzt, in etwa einem Fünftel eines der Informatik. Überraschend gering ist das Interesse an Wirtschaftsinformatikern. Gerade mal 2,5 Prozent der IT-Jobangebote entfallen auf diese Absolventen. Vor allem Unternehmensberatungen schwören auf diese Klientel.

Wollten im vergangen Jahr 85 Prozent der Firmen einen Hochschulabsolventen einstellen, so bröckelt die Akademikerfront und es sind heuer knapp über 80 Prozent. Chancenlos - zumindest, wenn man sich nur auf die ausgeschriebenen Stellen bezieht - sind Geistes- und Sozialwissenschaftler. Selbst für die Naturwissenschaftler ist im ersten Monat dieses Jahres keine einzige IT-Stelle ausgeschrieben gewesen.

Bayern bleibt für IT-Profis die attraktivste Region der Republik. Die Firmen im südlichsten Bundesland haben im Januar 421 Stellen (Vorjahr 271) ausgeschrieben. Es folgen Nordrhein-Westfalen mit 337 (Vorjahr 278) und Baden-Württemberg mit 317 (Vorjahr 271) Positionen. Den Schwung des Vorjahres konnte Berlin nicht mit ins neue Jahr nehmen. Zählte die Hauptstadt Berlin mit einem zweistelligen Wachstum zu den Anziehungspunkten von 2006, so stagnieren jetzt die Offerten bei 279.