IT-Fachkräfte mit Handicap

Arbeit statt Mitleid

08.12.2008
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.
Die Stiftung Pfennigparade in München setzt körperbehinderte IT-Fachleute auf ausgelagerten Arbeitsplätzen in Unternehmen ein, um ihnen ein selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen. Auch für die beteiligten Firmen bietet die Zusammenarbeit mit der Stiftung viele Vorteile.

Den Tag vor 27 Jahren wird Bernd Schmidt nie vergessen. Er war 17 Jahre alt, als er sich bei einem Freizeitunfall so schwer an beiden Händen verletzte, dass sie teilamputiert werden mussten. "Jugendlicher Leichtsinn kostete mich fünf Finger", kommentiert er heute lakonisch. Er musste seine Lehre als Elektroinstallateur aufgeben. Nach der Reha absolvierte er eine Ausbildung zum staatlich geprüften Betriebswirt für Datenverarbeitung, arbeitete bei IT-Dienstleistern und zuletzt als IT-Administrator bei einem Internet-Provider. Anfang 2005 dann der nächste Schlag: Bernd Schmidt wurde arbeitslos, drei lange Jahre.

Bernd Schmidt arbeitet als Systemadministrator für die Stiftung Pfenningparade.
Bernd Schmidt arbeitet als Systemadministrator für die Stiftung Pfenningparade.

"Die Firmen suchten eher Spezialisten als Allrounder wie mich. Viele hatten auch Vorbehalte gegenüber Körperbehinderten", erzählt Schmidt. Seine Beraterin bei der Agentur für Arbeit machte ihn auf die Stiftung Pfennigparade in München aufmerksam. Diese gehört zu den größten Rehabilitationszentren Deutschlands mit Schulen, unterschiedlichen Wohnformen sowie Fahr-, Pflege-, Sozial- und Beratungsdiensten. Eine wichtige Säule ist die Werkstatt mit Arbeitsplätzen für körperbehinderte Menschen. Die Pfennigparade-Tochterfirma PSG Programmier-Service GmbH etwa beschäftigt körperbehinderte IT-Fachkräfte. Eingesetzt sind sie häufig auf ausgelagerten Arbeitsplätzen vor Ort bei Kundenunternehmen, werden aber durch die PSG betreut und gefördert. Die von den Werkstattmitarbeitern geleisteten Arbeitsstunden werden den Kunden monatlich in Rechnung gestellt.

Keine künstlichen Barrieren für Behinderte

Bernd Schmidt kam über die Pfennigparade zum IT-Dienstleister Logica. An dessen Münchner Standort sitzen 150 Experten für Softwaretests, Security, Portalentwicklung und Web 2.0. Als Systemadministrator ist Schmidt für den IT-Betrieb verantwortlich sowie Ansprechpartner für den Support. Zudem beschäftigt er sich mit Fragen wie Server-Virtualisierung oder IT Business Alignment. "Er arbeitet eng mit unseren Beratern zusammen. Er kennt die Geschäftsprozesse der Kunden und versucht, diese mit Hilfe der IT zu verbessern", betont Friedbert Karch, Regional Manager Süd bei Logica. Mit Schmidts Arbeit ist er sehr zufrieden: "Die Vorbehalte gegenüber Behinderten sind künstlich. Qualifizierte behinderte Mitarbeiter sind sehr motiviert und verantwortungsbewusst. Wir haben ein sehr transparentes und leistungsgerechtes Zielmodell, daher gibt es keine künstlichen Barrieren für behinderte Mitarbeiter."