Fachkräftemangel: Wie man den Nachwuchs für die IT begeistert

19.03.2008
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.

Früher aufklären über die Vielfältigkeit der IT

Elisabeth Heinemann, FH Worms: 'Wir müssen die jungen Menschen viel früher über künftige Karrieremöglichkeiten beraten.'
Elisabeth Heinemann, FH Worms: 'Wir müssen die jungen Menschen viel früher über künftige Karrieremöglichkeiten beraten.'
Foto: Elisabeth Heinemann

Elisabeth Heinemann, Professorin im Fachbereich Informatik an der Fachhochschule Worms, plädierte dafür, bereits viel früher, nämlich in der Schule, an die jungen Menschen heranzutreten. Hier müsse Aufklärungsarbeit in Sachen Informatik geleistet werden: "Wir müssen den Schülern vermitteln, wie vielfältig die Einsatzgebiete in der IT sind. Denn es gibt viel mehr als die reine Softwareprogrammierung." Zudem sollten die jungen Menschen früher über Berufswege beraten werden: "Denn von einem sehr gut ausgebildeten, aber unglücklichen Informatiker haben Sie am Ende auch nichts."

Einig waren sich die Diskutanten, dass weiterhin Programmierer ausgebildet werden müssen, die technische Grundausbildung also nicht zu kurz kommen dürfe. Allerdings müsse auch auf die neuen Anforderungen des Markts eingegangen werden. Unternehmen suchen eben nicht nur Programmierer, sondern auch Allrounder, die neben der Informatik betriebswirtschaftliches Wissen, Sozialkompetenz und Prozess-Know-how mitbringen.

Michael Beutner, Consol: 'SOA wird nach und nach Realität. Daher brauchen wir Leute, die Prozess-Know-how haben.'
Michael Beutner, Consol: 'SOA wird nach und nach Realität. Daher brauchen wir Leute, die Prozess-Know-how haben.'
Foto: Michael Beutner

"SOA wird immer mehr Realität. Wir brauchen Leute, die die Prozesse in Unternehmen verstehen", bestätigte Consol-Geschäftsführer Beutner. Gerade in dieser Hinsicht müssten die jungen Informatiker viel früher ausgebildet werden. "Junge Leute müssen generisch lernen, wie Prozesse funktionieren", fügte Heinemann hinzu. Tuszik von Computacenter betonte zudem Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit und Teamgeist, der gerade beim Arbeiten in verteilten Teams notwendig sei. "Um diese Skills zu lernen, brauchen die Studenten aber auch die Nähe zu den Unternehmen. Das können die Universitäten nicht alleine stemmen."

Die Professorin kritisierte, dass viele Universitäten derzeit ihre Pfründe sicherten und zu träge auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts reagierten. "Leider hat es die deutsche Hochschullandschaft bei der Einführung der Master- und Bachelor-Studiengänge versäumt, auf die Bedürfnisse der Unternehmen zu achten", so Heinemann.