*Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Bretzke ist Exclusive Advisor der Bearingpoint GmbH und Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Logistik e.V.. Patrick Ploenes arbeitet als Consultant im Bereich SCM bei Bearingpoint in Düsseldorf.
Eine grundlegende Voraussetzung für alle Supply-Chain-Management-Konzepte ist die Fähigkeit zur Collaboration in der Wertschöpfungskette. Möglich wird sie durch einen übergreifenden Informationsaustausch, der zu einer transparenteren Wertschöpfung führt. In der betriebswirtschaftlichen Literatur der vergangenen Jahre betraf diese "Visibilität" vornehmlich die Sicht auf unternehmensinterne und -externe Ressourcen. Unter dem Stichwort "Advanced Planning Systems" (APS) zielte sie auf die Verbesserung der Planungsqualität: Je tiefer der Planer in die vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungsstufen blicken kann, desto eher ist er vor unliebsamen Überraschungen in Form von Bedarfsveränderungen, Bestandslücken und Kapazitätsengpässen gefeit, so der geplante Effekt. Schnellere Reaktionszeiten sowie eine höhere Produkt- und Servicequalität durch engere Ausrichtung an den Bedürfnissen des Endkunden sollten die natürliche Folge
davo sein.
Nun mag die Supply Chain durch die Integrationsbemühungen der Wertschöpfungspartner ärmer an Überraschungen werden; völlig überraschungsfrei wird sie dadurch noch lange nicht. Dies liegt zum einen in der Natur der Sache. Wir können nicht alle Unwägbarkeiten in unsere Planungen einbeziehen, geschweige denn die Risiken quantifizieren. Ob Maschinen- oder Personalausfälle, ein Werksbrand, der eine Fertigungslinie zeitweilig lahm legt, oder ein unerwartet erfolgreiches Konkurrenzprodukt - wo geplant wird, gibt es auch Planabweichungen.