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Karstadt ersetzt Windows durch Linux

18.10.2007
Die Karstadt Warenhaus GmbH hat ihr Filialsystem flächendeckend auf das Open-Source-Betriebssystem Linux und das Büropaket StarOffice migriert.

Seit Mitte dieses Jahres arbeiten beim Warenhaus-Konzern Karstadt 3800 Client-Systeme, 120 Terminal-Server und 440 Kassen-Server unter einer Linux-Distribution von Novell Suse. Das Essener Unternehmen nutzt zudem 2500 Lizenzen des Büropakets StarOffice von Sun Microsystems, das auf der Open-Source-Suite OpenOffice.org basiert (siehe auch IBM steigt bei OpenOffice ein). Dank der Migration spare Karstadt etwa 60 Prozent der IT-Betriebskosten, berichtet Peter Ebsen, Projektleiter des IT-Dienstleisters EDS Itellium. Die Einsparungen ergäben sich einerseits aus dem Wegfall von Lizenzkosten gegenüber Microsoft Windows und Microsoft Office. Andererseits fielen durch das Thin-Client-Konzept auch geringere Aufwendungen für den Hardware-Support an.

Der Startschuss für das Projekt "neue Filialstruktur" fiel bereits im Jahr 2003. Seinerzeit nutzte Karstadt eine heterogene IT-Landschaft mit 3270-Terminals und dem Windows Terminal Server unter dem Microsoft-Betriebssystem Windows NT 4. Hinzu kamen zahlreiche Legacy-Anwendungen auf unterschiedlichen Plattformen. Vor diesem Hintergrund wollte das Management Prozesse optimieren, ein einheitliches Erscheinungsbild der Anwendungen schaffen und zugleich IT-Kosten sparen, wie Axel Nientimp aus der IT-Organisation erläutert: "Wo wird sich Linux im kommerziellen Bereich etablieren?", lautete die zentrale Frage vor dem Projektstart. Nach einer Prüfungsphase habe Karstadt die wichtigsten strategischen Entscheidungen getroffen. Dazu gehörten Web-basierende Anwendungen, Linux als durchgängiges Betriebssystem und ein Thin-Client-Konzept mit Terminal-Servern.

Im Hinblick auf die Endbenutzer war den Projektverantwortlichen eine sanfte Migration in mehreren Stufen wichtig, so Nientimp: "Ein Big Bang hätte das Projekt negativ beeinflusst." Gemeinsam mit EDS Itellium und dem Neusser IT-Dienstleister Lean entwickelte das Projektteam einen detaillierten Migrations- und Rollout-Plan sowie ein Schulungskonzept, das die unterschiedlichen Kenntnisse der Mitarbeiter berücksichtigte. Für die Einführung der neuen Hardware stellte Karstadt in einem Pilotprojekt vier typische Filialen nach.

Ähnlich wie beim Linux-Migrationsprojekt der Stadt München bereitete die Anpassung der zahlreichen Vorlagen und Formulare den Verantwortlichen einiges Kopfzerbrechen. "Wie bei anderen Unternehmen dieser Größenordnung gibt es natürlich auch bei Karstadt eine umfassende Sammlung von mit der Corporate Identity der Firma abgestimmten Vorlagen und Formularen ? vom internen Geschäftsbrief bis zum Urlaubsschein", erläutert Projektleiter Ebsen. Die Umstellung der Vorlagen auf StarOffice sei dennoch innerhalb von zwei Monaten gelungen.

Nach dem gelungenen Migrationsprojekt stehe "die Zukunft klar unter dem Zeichen Linux." Karstadt erwäge, das Linux-Konzept auf weitere Unternehmensbereiche auszuweiten. Die Karstadt Warenhaus GmbH beschäftigt rund 32 000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2006 einen Umsatz von knapp fünf Milliarden Euro. (wh)

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