PC-Sparte steht zur Disposition

HP kündigt massiven Strategiewechsel an

18.08.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Hewlett-Packard (HP) will die britische Softwarefirma Autonomy übernehmen, sein Consumer-PC-Geschäft abgeben und die webOS-Hardware aufgeben.

Das kündigte der Konzern aus Palo Alto heute Abend bereits vor Schluss der US-Börsen an. Zuvor hatte schon die Finanznachrichtenagentur Bloomberg über den massiven Strategiewechsel berichtet. HP bestätigte in seiner Mitteilung nur die Absicht, Autonomy zu übernehmen; Bloomberg wird da schon konkreter und nennt unter Berufung auf Insider einen Kaufpreis von 10 Milliarden Dollar in bar.

Autonomy mit Doppelsitz in Cambridge, Großbritannien, und San Francisco entwickelt Enterprise-Search- und Knowledge-Management-Software mit Techniken wie adaptiver Mustererkennung, die von Unternehmen ebenso gern eingesetzt wird wie von Geheimdiensten. Mit Interwoven hat Autonomy 2009 außerdem einen namhaften ECM-Anbieter (Enterprise Content Management) geschluckt und integriert.

Für seine PC-Sparte Personal Systems Group (PSG) hat der HP-Aufsichtsrat die Prüfung aller möglichen strategischen Alternativen genehmigt. Dazu könnten nach Angaben des Unternehmens eine volle oder teilweise Abtrennung dieses Geschäfts im Rahmen einer Ausgründung oder anderen Transaktion gehören. HP träte damit - entsprechende Gerüchte kursierten im Frühjahr ja bereits - möglicherweise in die Fußstapfen der IBM, die ihr PC-Business bereits vor sechs Jahren an Lenovo aus China abgetreten hatte.

HP wird außerdem das Geschäft mit der aktuellen Hardware auf Basis des mit Palm für 1,2 Milliarden Dollar übernommenen mobilen Betriebssystems webOS - konkret sind das Smartphones und das "Touchpad"-Tablet - einstellen. Man werde aber Möglichkeiten prüfen, "den zukünftigen Wert der webOS-Software zu optimieren", was auch immer das heißen mag. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte HP noch große webOS-Töne gespuckt und angekündigt, webOS quasi über sein ganzes Portfolio mit PCs und Druckern hinweg einsetzen zu wollen - diese Pläne dürften damit vom Tisch sein.

In dem ganzen Trubel gingen die ebenfalls vorgelegten vorläufigen Zahlen zum Ende Juli abgeschlossenen dritten Quartal fast ein bisschen unter. Den Umsatz steigerte HP auf 31,2 Milliarden Dollar nach 30,7 Milliarden Dollar in der vergleichbaren Vorjahreszeit. Der Gewinn pro Aktie nach US-GAAP stieg im Jahresvergleich von 0,75 Dollar auf 0,93 Dollar. Für das Q4 erwartet das Unternehmen Erlöse von 32,1 bis 32,5 Milliarden Dollar sowie ein GAAP-EPS von 44 bis 55 Cent. Für das Gesamtgeschäftsjahr liefe das auf Einnahmen von 127,2 bis 127,6 Milliarden Dollar (zuvor waren 129 bis 130 Milliarden prognostiziert) und ein EPS von 3,59 bis 3,70 Dollar (vorher: mindestens 4,27 Dollar) hinaus, die HP-Aktie gab nach Bekanntwerden der Zahlen entsprechend deftig nach.

Eine ausführlichere Berichterstattung und Analyse folgt morgen. Interessierte können sich aber schon jetzt weitere Pressemitteiungen zu den Q3-Zahlen, dem Übernahmeangebot für Autonomy, den Plänen für die PSG sowie zum neuen Chef der HP-Sparte Enterprise Services, John Visentin, durchlesen.