"Battlefield 3", "Modern Warfare 3"

Ego-Shooter so erfolgreich wie Hollywood-Blockbuster

09.11.2011
Hamburg und Berlin in Schutt und Asche: Mit solchen Kriegsszenarien locken die neuen Computerspiele "Battlefield 3" und "Call of Duty: Modern Warfare 3" die Spieler vor die Bildschirme. Die krachende Inszenierung im Stil von Hollywood ist ein Milliardengeschäft.

Auf den Bildschirmen der Computerspieler ist wieder Krieg ausgebrochen: Zum Start den Weihnachtsgeschäfts sind die beiden Ego-Shooter "Battlefield 3" und "Call of Duty: Modern Warfare 3" mit Millionenauflagen in den Verkauf gegangen. Über den Umsatz, den die Hersteller Electronic Arts und Activision machen, dürften selbst die großen Filmstudios neidisch werden. Dabei haben sich die Unternehmen einige Erfolgsrezepte von Hollywood abgeschaut.

Das fängt an bei den Hintergrundgeschichten. "Die Spiele zeichnen fiktive moderne Kriegsszenarien", sagt Michael Graf, der bei der Zeitschrift "Gamestar" zur Chefredaktion gehört. "Es geht um den Kampf gegen Terroristen, aber auch um Konflikte zwischen den USA und anderen Ländern." Die Storys seien deutlich überzeichnet: "Man kann das vergleichen mit einem Actionfilm aus Hollywood." In "Call of Duty" werden etwa Berlin und Hamburg in Schutt und Asche gelegt - in cineastischer Bildqualität.

Activision verzichtet dabei nicht auf den üblichen Skandal. In einer Szene von "Modern Warfare 3" müssen Spieler beobachten, wie eine Familie von einer Bombe getötet wird. Mit Provokationen hat das Unternehmen Erfahrung: "Modern Warfare 2" hatte Schlagzeilen mit einem Level gemacht, in dem Spieler den Anschlag auf einen Flughafen aus der Sicht eines russischen Terroristen hautnah miterlebten.

Über den pädagogischen Wert der Spiele mag man streiten, über den kommerziellen Erfolg nicht. Electronic Arts zählte in den ersten Tagen 10 Millionen verkaufte Exemplare von "Battlefield 3", bei einem Einzelhandelspreis von rund 60 Dollar in den USA und 60 Euro in Deutschland. Die Fans hatten sich auch nicht davon abhalten lassen, dass der Software-Riese über ein Zusatzprogramm Kundendaten fürs Marketing auswerten wollte - Kritiker sprachen gar von Spionage-Software.

Das neue "Call of Duty" könnte gar die 25-Millionen-Marke knacken, schätzt der Analyst Michael Pachter von der Investmentfirma Wedbush Securities. Den Umsatz taxiert der Experte gegenüber dem Magazin "Forbes" auf bis zu 1,1 Milliarden US-Dollar - kaum weniger als der dritte Teil der "Herr der Ringe"-Trilogie im Kino eingespielt hat. Und der gilt als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

Beide Unternehmen vermarkten zudem Zusatzinhalte, die Nutzer sich online herunterladen können - etwa weitere Landschaften, in denen die Pixelkrieger ihre Gefechte austragen. "Solche Spielemarken rentieren sich nicht nur kurzfristig über den Verkauf in den ersten zwei Monaten, sondern auch über zusätzliche Inhalte", sagt Professor Jörg Müller-Lietkow von der Universität Paderborn - ähnlich wie ein Kinofilm, der auf der DVD noch mit einem "Making of" lockt.

Was macht den Erfolg der Serien aus? Dass gerade Ego-Shooter so hohe Auflagen erzielen, komme nicht von ungefähr, sagt Müller-Lietzkow. Gerade viele junge Männer seien durch die Verzerrung in Film und Fernsehen vom Militär fasziniert - und viele ältere seien den Serien über die Jahre treu geblieben. "Die Spiele erfüllen ein Bedürfnis nach Heldengeschichten beziehungsweise dem eigenen Heldentum. Vielleicht haben wir nicht genügend echte Helden?"

Es gibt zwar Ego-Shooter in rauen Mengen, an den Erfolg von "Call of Duty" und "Battlefield" reicht jedoch keiner heran: Activision und EA haben diese Hochglanz-Marken über viele Jahre aufgebaut. "Die Unternehmen sind führend in der traditionellen Games-Industrie - sie wissen, wie man ein Premium-Produkt herstellt und der Zielgruppe das erwartete Unterhaltungserleben perfekt präsentiert", sagt Müller- Lietzkow. Nicht umsonst erinnert die Optik der Spiele an einen krachenden Kriegsfilm aus Hollywood. Üppige Werbebudgets tun ein übriges, um den Verkauf anzukurbeln.

Die Titel profitieren zudem von ihrer Langlebigkeit. "Ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor ist der Multiplayer-Modus, der für viele Spieler im Vordergrund steht", sagt Experte Graf. Millionen von Nutzern weltweit treffen sich regelmäßig zu Online-Gefechten.

Die beiden Hersteller sind allerdings dringend auf den Erfolg angewiesen. Denn die Shooter-Serien sind wichtige Säulen in einem Geschäft, das unter Druck geraten ist. Der klassische Verkauf von PC- und Konsolenspielen schwächelt, nur ein Bruchteil läuft so gut wie die beiden Kriegsspiele, die Verkaufspreise stagnieren oder sinken. Ein Blockbuster kann das Weihnachtsgeschäft retten - und damit auch die Bilanz. (dpa/tc)